Sonntag, 4. Februar 2024

Fritz Weile Bernstein, 1938 -2018, »Ein Zwischenfall«

Mangolds peinlichstes Erlebnis war ein großes Staatsbegräbnis. Ein Professor war gestorben, der Verdienste sich erworben. Nach der ersten Leichenrede trat ein Trauergast, dem jede Würde abging, dreist nach vorn, schneuzte sich und roch nach Korn - sagt': »Moment mal!«, kriegt den Schluckauf - und beginnt dann: »Welcher Zulauf! Soviel Leben bei ner Leiche - ist, wenn ich es mal vergleiche, wie die Raben bei dem Aas. Nichts für Ungut, war nur Spaß!« Darauf holt er aus der Tasche eine flache Weinbrandflasche, öffnet sie und sagt: »Hau ruck!« und nimmt einen tiefen Schluck, fährt dann in der Rede fort: »Leichenbrüder, auf ein Wort! Diesen Schluck dem werten Toten, dem Freund Hein den Suff verboten: Prost! Und nimm es mir nicht übel, wenn ich gleich noch einen kübel! Sterben ist schon eine Straf'! Daß es gerade diesen traf ist für alle hier ein Glück. schaun wir deshalb nicht zurück! Prost, schön, dass wir noch alle leben, darauf lasst uns einen heben! Seht, darin liegt kalt und starr, was einmal Professor war. Ich bin nur ein schlichter Mann, aber sehr viel besser dran. Und doch, wenn ichs mir überlege,...«. Hier wurd die Versammlung rege und zwei Männer holten stumm den Störenfried vom Podium. Und noch an den Ausgangsstufen hat der Kerl zurück gerufen: "Braucht die Witwe einen Trost, soll sie zu mir kommen, prost!" Es erhob sich ein Tumult, daran war der Redner schuld vergiftet war die Atmosphäre. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn nicht gleich ein Streichquartett die Beisetzung gerettet hätt'.

Samstag, 6. November 2021

Dein Hass ist die schönste meiner Plagen. Was manchen Schmerz und Leid bedeutet ja, ich werd es offen sagen. denn nicht jede Liebe ist käuflich. Stürm ungezier als Ungetier an mir vorbei, an mir vorüber! Deine schwarze Galle spuckst du dennoch aus dir, aus irgend einem Loch. Und über mich hinüber. Deinen Hunger und den Hass kann ich nicht stillen. wie in nem Kriesengebiet. Dein Hass erwärmt so viele Stellen, warum teilst du ihn so selten mit? Es wird bei mir noch nicht mal finster in der Nacht Manchmal sitzt du ziemlich still da. Und siehst in die Ferne nur. Derweil werd ich bespuckt und verhöhnt Du siehst aus gutem Grunde zu, denn dich juckts nicht, gönnst dir nur lieber mal die Aussicht und auch du hast mal gestöhnt. In meinem Traum seh ich dich lachen doch dein Lachen wird zum Krater, der uns beide wiederum vereint. und wir werden intimer und privater. Ich träume tausend wirre Sachen doch am Ende bist eben du, mein Schatz, ein Teil von dir und mit dir allein. Ich liebs, wenn du mich hasst und mich besiegst. Wieviel Züge gibt es noch im Schach in deinem Kopf in der der weiße Turm die schwarze Dame kriegt? Wogegen du kämpfst kann ich nur ahnen. Doch tu es lieber gegen mich, als anderen zu schaden. Ich kann noch bluten, hängst du erst am Strick, kannst du keinen mehr warnen, und schon gar nicht mehr mich. Und auch wenn mein Wille bricht, nichts ist schöner, als dein Hass. An meiner Stelle kannst du nicht sein und ich nicht an deiner - selbst wir zwei im Angesicht - leider. Dann gutes Leben und viel Spaß. Guten Miene zum bösen Spiel, oder andersrum, wie wars? Nichts war schöner, als dein Hass.

... eher so Benn-Style. 22.07.2021

Wie wuselnde Käferlarven auf Leichen so kribbelt es in meiner Brust Dass Liebe so struntzdumm und blind machen kann hab ich selber noch gar nicht gewusst. Erkenne ich sie schon von Ferne bemerke ich erst den Geruch, der aus meinen Socken und Achseln hervorquillt und riecht, wie ein Toter es tut. Da drückt's mir auf einmal den Driss aus den Drüsen, da fehlt mir doch glatt mein Gebiss. Da geht mir die Pumpe, da pfeift mir die Flöte, da is' mir doch alles geschiss. Ich frag ich erst gar nicht, ob sie mich wohl wahrnimmt. Ich koch, wie ein Hummer im Sud. Bin rot und ich zittre, wie Muhammed Ali, denn mir fehlt ganz sicher der Mut. Geht sie an mir vorbei? Hat das Leiden ein Ende? Nein sie dreht sich, kann mich keiner warn'n? Hebt ihr Kleid sie behände, sie lächelt mich an und lässt heimlich dann auch einen fahr'n.

"Hunger - 22.07.2021

Du sitzt und brodelst innerlich und in dir kocht es leise. Die Mimik zeugt der Seele nicht, du findest alles scheiße. Das dunkle Haar verdeckt den Blick, der nie verrät, was in dir tickt. Gelankweilt sagst den Namen du, dann fällt der Vorhang wieder. Ich merk ihn mir, ich hör dir zu und setz mich zu dir nieder. Schaust in die Ferne fort und träumst Gedanken unbemessen. Wie könnt ich deinen Anmut dabei je wieder vergessen.

24.07.2021 Maß/ss(e(n)).

Wie eine junge, kleine Pflaume hart und voller süßem Fleisch die Hand hält kurz über dem Saume, so schön und frech zugleich. Ein Blütenmeer in ihren Augen, obgleich doch schwarz und feucht. Heut Abend wird sie Liebe brauchen. Für mich ist das nicht leicht. Sie blickt zu mir, der Blck ist leer, ich will mich an ihr laben. Sie hat doch alles und noch mehr, Warum will sie mich haben? Will sie mich wie ein Hurrikan in Unbedacht zerfleischen? Ein Festakt ohne Wiederseh'n, das wird ihr wohl nicht reichen. Und steh ich pyramidengleich ganz unten im Trophäenschrank in letzter Reihe, federgleich. "Mit schönen Grüßen, vielen Danke!" Der Wind zerzaust die Strähne ihr, entblößt so kurz, verschmitzt, ein warmes Lächeln, wie ein Tier, und dennoch scharf und spitz. Komm verletz mich, schönstes Gift! Des Satans saftig Frucht. Ich muss dich kosten, Schlangengift! Hab dich so lang gesucht. So kalt, wie frisch gefall'ner Schnee und gleichsam unberührt. So heiß, wie Feuer, Flammensee. Sie hat mich schon verführt. Lass meine Qual nicht deine sein, mit dieser Liebe Kraft! Du bist auch mit mir noch allein und ich bin leer und schwach. Zerstöre ich die Zweisamkeit alleine durch mein Denken? Schenk mir den reinen Wein des Leids ein! Lass mich von dir lenken.

Sonntag, 31. Oktober 2021

Das muss ich vor 2006 geschrieben haben...

Ich gehe sterben am Waldesrand sagte sie als sie sich auf den Weg machte. Ich gehe sterben in einer Senke der Wiese im Tau der Morgengräser in der Kühle der Erde Sie geht sterben am Waldesrand sangen die Vögel der Nacht Wir werden sie auf die Klänge der Dunkelheit betten Sie geht sterben am Waldesrand flüsterten die Spinnen Wir werden ihr ein seidenes Kleid weben Sie geht sterben am Waldesrand wisperten die Würmer Wir werden ihr ein weiches Lager bereiten Sie geht sterben am Waldesrand raunten die Blätter Wir werden ihr eine wärmende Decke sein Sie geht sterben am Waldesrand summten die Lüfte Wir werden sie in die Leichtigkeit tragen Ich gehe sterben am Waldesrand sagte sie, als sie sich auf den Weg machte

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Oktober 2014

Einleitung und Vorbereitung:
Nun bin ich eigentlich eher der Reisemuffel und abgesehen von einem kleinen Tauchtrip nach Kroatien war ich seit 13 Jahren nicht mehr im Urlaub weggefahren, geschweige denn geflogen. Ich kann mir nicht ausmalen was am Strand von Südfrankreich so viel toller sein sollte als im Liegestuhl auf Balkonien. Mit Urlaub verbinde ich den Stress der Vorbereitung, Preisvergleiche, darauf bedacht sein nicht abgezockt zu werden, die beschwerliche Reise, drückende Hitze und Brüten in Autoschlangen oder mit schweißklebenden Kleidern im Staube einer vertrockneten, ockerfarbenen Straße bei jedem vorbeifahrenden Auto eine Panade zu bekommen. Die ganzen Kosten, die Kultur, die ganzen Dinge, die man vergessen hat einzupacken... all das scheint mir unvergleichlich gegenüber dem möglichen Benefit, der Entspannung (der ich ja nach meiner Vorrede ohnehin einen Abschiedskuss geben konnte) oder dem Erlebnis, das da auf mich harren sollte.
Ich mag es da, wo ich mir eine Höhle gegraben, eine Kuhle gelegen habe.
Meine Schwester ist da ganz anders. Rucksack auf, egal was da drin ist und dann Afrika, Israel, Warschau oder England erkunden. Dem Gedanken, dass diese Reise auch mal in die Hose gehen könnte oder dass die Mühe nicht die Bilanz rechtfertigen könnte lacht sie ins Gesicht. Aus meinen Augen tritt sie diese Reisen mit einer beneidenswerten Unschuld und Zuversicht an, die ich einfach nicht habe. Wegen mir ist alles vorgeplant, zumindest entworfen, inklusive Plan B und selbst dann bleiben für mich noch genug Spielräume für Spontanität und Improvisation.

Wie man schon sieht treffen hier nun zwei Reisegemüter aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Verlauf der Reise, soviel sei vorweg genommen, sollten sich die Extreme jedoch etwas ausbügeln.
Wie kommen wir dann also auf die Idee etwas gemeinsam zu unternehmen? Mhm, ich glaube ich hatte schon zwei-drei Gläschen Wein hinterm Schnauzer, als mir der Gedanke kam, mit meiner kleinen Schwester, die inzwischen ca. 400km weit weg wohnt sei doch auch mal wieder ein nettes Auskommen.
Auch wenn das aus dem vorhergegangenen Absatz nicht offenkundig ist, aber wir verstehen uns prächtig. Vielleicht eben weil wir so verschieden sind. Sie, die Hippiemaus und ich der grummelnde, konservative Deutsche. Wir teilen ähnlichen, leicht zynischen Humor und wie man so schön sagt auch den ein oder anderen Gedanken.
Davon abgesehen wollte ich schon länger mal über meinen Schatten springen, hatte mit Ausflügen geliebäugelt, aber der letzte Anstoß hatte gefehlt. Finanziell war ich inzwischen auch ausreichend solide aufgestellt, sodass es zu verschmerzen gewesen wäre, selbst wenn ich den Betrag nur verbrannt hätte.

Also angerufen: "Hey Schwesterherz, wir müssen zusammen wegfahren!" Selbst wenn ich es mir jetzt noch anders überlegt hätte, hätte sie mich auf diese Aussage festgenagelt. "Wo bist du denn noch nicht gewesen?" Kurzes Überlegen, was ist sinnvoll, was lohnenswert? Strandurlaub schied aus, reiner Wanderurlaub auch. Städtisch hatte sie schon viel gesehen, das mich auch noch interessiert hätte, Prag, Wien, London, Lissabon, Oslo. Andere Städte schieden mangels Interesse aus. Berlin zum Beispiel.
Nun hör ich gleich wieder die Stimmen laut werden: "Ach, Berlin, das is sooo toll und bunt und da sind echt alle möglichen Leute und es is voll schön da." Ich war noch nie in Berlin, aber ich war in München. Und ich musste feststellen, dass es viele Menschen entweder primär zur einen oder zur anderen Stadt hinzieht. Mich hatte es nie nach Berlin gezogen. Mir kam Berlin wie eine riesige WG-Party aus Studentenzeiten vor, da is es auch immer alles sooo toll und bunt und da sind echt auch alle möglichen Leute. Egal, ich schweife ab.
Mir fiel noch eine Stadt ein: Rom.
Ich weiß nicht wie viele der geschätzten Leser mit dem Computerspiel "Assassin's Creed" vertraut sind. Hierbei handelt es sich um eine frei begeh- und bekletterbare Welt, nachempfunden den Städten von Florenz, Venedig und eben auch Rom in der Renaissancezeit mit den Monumenten und Straßenzügen. Um das Kapitel meiner medialen Vorprägung zu vervollständigen sei berichtet, dass ich auch Dan Browns "Illuminati" nur mit dem Stadtplan neben dem Buch lesen konnte.

Soviel wusste ich also schon mal von Rom und das ist besser als nichts. Die Monumente hatte ich schon mal gesehen, die ein oder andere Kirche im Hinterkopf, sodass ich bei der Auswahl der Herberge nicht nur mit dem Finger auf die Karte zeigen musste.
Zudem war eine ehemalige Kommilitonin vor einiger Zeit in Rom gewesen und auch wenn sie mir in ihrem Kunstverständnis voraus oder zumindest *hust* von mir entfernt liegt, so schätze ich doch ihren Rat, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich sie kenne und ihren meist zaghaften Urteilen viel Wert beimesse.
Sie berichtete mir eben vom Hotel in dem sie übernachtet hatte. "Das ist super zentral gelegen, da kannst du alles zu Fuß machen. Ist halt etwas einfacher, aber die Lage ist top!"
"Nun gut,", so dachte ich, "wenn der Preis einigermaßen stimmt, dann kann es dieses Hotel genauso sein wie jedes andere." Die Lage, etwas nördlich der Tiberinsel erschien mir wirklich nicht schlecht. Die Fotos auf der Internetpräsenz zeigten ein von außen weniger einladendes Etablissement. Als habe die Fassade und die ausgeblichene Kugelmarkise, die an Filme aus den 30ern, spätestens jedoch der frühen Nachkriegszeit erinnerte schon vor vielen Jahren ihre Pracht und Glanz eingebüßt. Doch dem Erfahrungsbericht vertraute ich mehr als schnöden Bildern und ich buchte über einen Drittanbieter (da die Internetpräsenz des Hotels in dieser Zeit nicht zu erreichen war) ein Doppelzimmer in einfachster Kategorie für 6 Nächte inklusive Frühstück für 750€. Auf eine Emailanfrage hin etwa drei Wochen später schrieb man mir freundlich, dass meine Buchung auch eingegangen sei. Auch wenn die Internetseite in deutscher Sprache verfügbar war entschied ich im Sinne aller Beteiligten, dass auf Englisch zu korrespondieren den geradlinigsten Weg darstellte. Trotzdem suchte ich sogleich nach einer Übersetzungs-Applikation ins Italienische, die auch offline verfügbar war und eine Offline-Karte von Rom. Beides fand ich in "dict.cc" und "City Maps 2Go", wobei letztere lediglich bei der Verfolgung meiner Bustransferroute vom Flughafen zum Hauptbahnhof zum Einsatz kam.

Für die Auswahl des geeigneten Flugs zog ich meine Schwester heran, die bekannter Weise Erfahrung mit div. Flugsuchmaschinen hatte und ich wurde in meiner Erwartung auch bestätigt. Routiniert stellte sie mir eine kleine Auswahl an Flugrouten vor. Da es wenig Sinn machte zunächst einmal 400km zu Land zurückzulegen, nur um dann im selben Flieger zu sitzen entschieden wir uns getrennt an- und abzureisen. Mein Flug ging über Zürich nach Rom, ihrer direkt. Jedoch verzichtete sie auf einen Koffer und nahm nur ihren berühmten Rucksack als Handgepäck mit.

Einige Wochen vor Abflug kam dann ein Päckchen mit einem Reiseführer Rom des National Geographic Travelers und einer netten Nachricht an mich an. Mein Schwesterchen hatte im Wissen um meine Plan-Neurose an mich gedacht. Hach!
Die wohl sinnvollste Anschaffung in der Vorbereitungsphase war der Stadtplan. Ich hatte mich hierbei für "freytag&berndt" entschieden, da die Folierung einer mehrtägigen Odyssee standhalten würde und man auch bei Regen nicht nur aufgeweichte Kartenschnipsel in der Hand hält.
Im Nachhinein fand ich es auch recht hilfreich, dass die Straßennamen auf der Karte alle in Italienisch gehalten waren. So fanden wir uns mittels Straßenschildern zügiger zurecht, als ich mir dies bei den deutschen Übersetzungen anderer Karten hätte vorstellen können, die ich im Internet gefunden hatte.
Die Karte zeigt etwa den Ausschnitt von Villa Giulia bis zum südlichen Ende des Circo Massimo (die Cestius-Pyramide ist also grade so nicht mehr drauf) und von Westende des Vatikans zu Universität. Somit ist zwar Trastevere verzeichnet, Ostiense samt Bahnhof und wie wir feststellen mussten auch der nördlichste Teil des Borghese-Parks, der dortige Zoo zum Beispiel oder der Wasserturm fehlten jedoch. Da wir uns bei unserem ersten Romaufenthalt ohnehin auf die Innenstadt beschränken wollten war dies kein Problem. Die Karte zeigt außerdem noch ein Schema über das U-Bahnnetz, eine Übersichtskarte über ganz Rom und rückseitig jeweils 5 Tipps zu den Themen "Einkaufen", "Kulinarik", "Kultur", "Nachtleben" und "Sehenswürdigkeiten". Diese wirken jedoch eher willkürlich gewählt und waren uns keinerlei Hilfe. Auch suchten wir manchmal im Straßenverzeichnis vergeblich nach kleineren Straßen, aber auch hier sprengten wir irgendwann den Rahmen der Kartenauflösung. Zurechtgefunden haben wir uns trotzdem prima damit. Einige Gebäude auf der Karte, vor allem die Kirchen sind farblich hervorgehoben, dies schien uns jedoch wenig sinnvoll wenn auch nicht hinderlich.
Rasch war auch klar, dass der Transfer vom Flughafen in die Stadt am sinnvollsten mit dem Bus zu bewerkstelligen sei. Dieser hielt am Hauptbahnhof Termini.
Da meine Schwester einen halben Tag vor mir ankam schickte ich auch ihr eine Karte und erklärte den Weg vom Bahnhof Termini zum Hotel.
Den Reiseführer nahm ich mir für die Woche vor dem Abflug in meinem Nachtdienstblock zur Brust. Ich versuchte von Vorne nach Hinten zu lesen, erkannte schnell, dass der Führer in Stadtbezirke gegliedert war, jeweils mit Einführung und Überblick, danach folgten die detaillierten Informationen zu den jeweiligen Stadtteilen oder dem entsprechende Monument. Leider fehlten auch in dieser Lektüre der ein- oder andere Hinweis zu bestimmten Plätzen, Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten. Dass man nicht jeder Kirche in Rom eine Seite im Reiseführer widmen kann ist natürlich verständlich.
Neben dem Reiseführer trieb meine Schwester auch einige Tipps von einem Bekannten auf, der irgendwo im Kunst-/Kulturbereich studierte.

Ankunft:

Nun kamen also der Flug und das Abenteuer immer näher. Leider kam ich erst gegen 20 Uhr am Fiumicino an, nahm aber nach kurzer Wartezeit den nächstbesten Bus für 5 Euro in die Stadt und konnte im Vorbeifahren schon einige Sehenswürdigkeiten bewundern (u.a. Pyramide, Colosseum), die im Lichte der nächtlichen Bestrahlung funkelten. Die ersten teils staunenden, teils erschreckenden Erfahrungen mit dem berüchtigten römischen Fahrstil konnte ich während dieser Fahrt schon machen, wobei mir die Behändigkeit, mit der unser Fahrer um Kuppen, Schilder und enge Gassen kurvte tiefer im Gedächtnis blieb als die Angst vor dem unweigerlichen Lackschaden.
Die Fahrt dauerte ziemlich genau 60 Minuten, wobei auch ein Zwischenhalt am Termini Ostiense hinzukam. Hätte ich dies früher gewusst, so hätten wir auch hier schon aussteigen und die Straßenbahn fast bis zur Haustür nehmen können.

Meine Schwester holte mich am Bahnhof ab und ich machte mich geistig mit einem längeren Fußmarsch ins Hotel vertraut. Doch die Gute hatte zwei Bierchen (Peroni) organisiert und die herzliche Wiedersehensfreude machte diesen Spaziergang zu einer adäquaten Einstimmung auf Rom. Hier merkte ich schon, dass die Aussage "man kann in Rom alles zu Fuß machen" in der Tat Hand und Fuß hatte. Der Weg kam mir erstaunlich kurz vor und spätestens als wir an den Fori Imperiali vorbeischlenderten und ich dann auch noch das Monumento a Vittorio Emanuele II in seiner Größe erblickte war es um mich geschehen.
Letzteres, so beschloss ich innerlich, würde als Monument eines Tages auch meinem eigenen Ego als Domizil angemessen sein.
Bereits am Bahnhof fielen die Werber für Taxis auf, die eher einen dubiosen Eindruck hinterließen. Die indische/pakistanische/bangladeschie Gemeinde imponierte auch hier bereits mit ihrer offensiven Verkaufsstrategie für Selfie-Teleskopstöcke, einem Handyhalter, der dem gemachten Bild genug Raum für Person und Monument im Hintergrund geben sollte.

Nach ca. 45 Minuten Wegzeit, die mir wirklich nicht so lange erschienen kamen wir am Hotel an. Vom Äußeren her hatte ich mir keine Illusionen gemacht und wurde so auch nicht enttäuscht. Das Innere war schlicht aber knuffig, ein mit Skulpturen geschmückter Treppenaufgang führte uns dann in das spartanische Zimmer im dritten Stock, das nicht mehr enthielt als das Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch mit Fernseher (nur italienische Programme) und einen kleinen Nassraum mit Dusche, Waschbecken, WC und Bidet. Die Fließen hatten zahlreiche Sprünge, davon abgesehen war das Zimmer jedoch sauber und ordentlich. Wir mussten uns noch für den Folgetag am Frühstücksbuffet eintragen. Es gab Zeitfenster von 30 Minuten zwischen 7:40 Uhr und 9:00 Uhr, die wir buchen sollten. Diese Einschränkung fiel uns etwas negativ auf, weil man damit nicht einfach spontan dann frühstücken konnte, wenn man wollte und eigentlich nicht länger als die 30 Minuten des Zeitfensters. Dass der gemeine Römer sein Frühstück, seinen Kaffee und das Hörnchen ohnehin eher im Stehen an der Bar auf dem Weg zur Arbeit verdrückt und keine ausschweifende Frühstückskultur zelebriert las ich erst später und es erklärte mir einiges.
Wir bekamen jeden Morgen jeweils ein Croissant und ein Brötchen, das in seiner Form wohl an die zahlreichen Kuppeln Roms erinnern sollte, jedoch im Inneren immer mit mehr Luft als Teig gefüllt war. Dazu gab es Orangen (wirkten unreif, waren schlecht zu schälen), Kiwi und Apfel. Zweierlei Zitrussäfte, wohl aus Konzentrat, Milch und Wasser. Wir wurden gefragt was wir zum Frühstück trinken wollten und entschieden uns entweder für Cappuccino oder Kaffee. Auch hier wurde davon ausgegangen, dass wir nicht noch einmal nachbestellen wollten, was wir aber auch angesichts der Zeit nicht taten. Die Getränkeportionen waren gerade gut für ein kleines Frühstück, ohne dass es uns unbedingt nach mehr verlangt hätte. Außerdem waren verschiedene Joghurts, ungesüßte Cornflakes, verschiedene Marmelade, Honig, Nougatcreme, Frischkäse, Butter und Streichkäse vorhanden sowie Schmelzkäse und zu meinem Bedauern Fleischauflage nur in Form abgepackter Leberwurst oder Pastete. Dazu kamen Kräcker, kleine Vollkornbrotscheiben und Kekse.
Wir machten es uns zu eigen vom Frühstück noch ein kleines Stück Gebäck oder ein halbes Brötchen für den Tag mitzunehmen.



Tag 1:
Diesen Sonntag (der letzte im Monat) war, wie ich durch meine doch sehr gut vorbereitete Schwester erfuhr der Tag des offenen Vatikanischen Museums. Deshalb brachen wir schon frühzeitig in Richtung Petersplatz auf. Wir hielten uns von den größeren Straßen fern und liefen die Via Giulia nach Norden, um dann über die Ponte Vittorio Emanuelle II das andere Tiberufer zu erreichen. Bereits von hier konnte ich auf die Engelsburg blicken und die Engelsbrücke (die ich erhoffte diese Brücke noch zu übertreffen) und das smaragdgrüne Wasser des Tibers. Eine Straße weiter weckte die Aussicht auf den Petersplatz bereits Vorfreuden und man konnte sich in die Bilder aus dem Fernsehen hineinfühlen, die ab und an vom Petersplatz zu sehen sind. Nicht unerwartet standen auch zwei Übertragungswagen kurz hinter der Einfahrt zum Petersplatz.
Auf die Kuppel des Doms mussten wir selbstverständlich klettern, zumal uns ein einmaliger Ausblick über Rom prognostiziert worden war. Die Schlange entlang der rechten Säulenreihe vor dem Gepäckcheck und Metalldetektor (welche von eher mäßig aufmerksamen Beamten betreut wurden) war in keinen 10 Minuten überwunden, inklusive meines EInhandmessers, wie ich später feststellte und wir machten uns die ~500 Stufen auf. Ich hätte schon daran denken können, dass man nach dem Aufstieg feuchtgeschwitzt auf einen Balkon tritt, wo der Wind doch empfindlich kalt bläst. Irgendwie hab ich vergessen, dass ich noch einen Pullover im Rucksack hatte und fror. Geschah mir recht.
Mit dem Fernglas und der Handykamera lässt sich die Aussicht natürlich nicht umfassend festhalten, obwohl wir unser Bestes gaben. Zudem wurde die Plattform auch rasch sehr eng und so gingen wir nach einer Weile wieder nach unten und kamen direkt in den Petersdom.

Über dessen Anblick kann ich hier nicht allzu viel im Detail berichten, nur dass mich die Menschenmenge und fotografierender Touristen (zu denen wir ja aber auch gehörten) in einer Kirche erschreckte. An diesen Eindruck musste ich jedoch in Rom in weiteren Kirchen gewöhnen, seltene Beispiele ausgenommen.
Aber auch was die Mosaike, Fresken und die Innengestaltung anging mussten sich die anderen Kirchen in Rom nicht unbedingt hinter dem Dom verstecken. Ich weiß nicht, ob ich überwältigt war oder nur einfach nicht in Stimmung, aber ich hatte keine Lust hier länger zu verweilen und so ging es auch meiner Schwester.
Beim Verlassen wunderten wir uns, dass wir nicht zu der angrenzenden Sixtinischen Kapelle kamen, wurden aber durch einen Wachmann informiert, dass man sich dazu rechterhand bei den Vatikanischen Museen anstellen musste.
Obwohl ich gerne das Angulusgebet gehört hätte entschieden wir uns also für das Anstehen. Auch das war schon ein Erlebnis, da nach jeder erleichternden Kurve um ein Mauereck eine weitere Schlange auf uns wartete. Insgesamt standen wir ca. 2h an und das war die mit Abstand längste Schlange im gesamten Aufenthalt.
Nebenbei wurden wir natürlich wieder mit Krimskrams umworben und mit dem Angebot sich doch irgendwie an der Schlange vorbei mogeln zu können, falls man nur in die Sixtinische Kapelle wollte. Wie das genau von statten gehen sollte und wieviel leichter mein Geldbeutel dabei werden würde blieb uns beiden aufgrund mangelnden Vertrauens in die öligen Gesellen verschlossen. Jedoch waren wir nicht die einzigen, die ehrenvoll und mit Würde in der Schlange ausharrten, wie lange sie denn nun auch sein möge anstatt auf die halunkenhafte Angebote einzugehen.

Es war nun mittlerweile etwa halb eins bis wir in die Museen kamen. Wir wollten uns auf jeden Fall den Laokoon sehen, auf dessen Hinweg wir am Pinienzapfen vorbeikamen (ein Symbol, das wir anschließend in vielen Gebäuden, Wappen und Kunstwerken wiederfanden) und hatten eigentlich auch gehofft noch einen Blick auf "Disputa" und "Die Schule von Athen" zu werfen oder die vatikanischen Gärten zu besuchen, doch die Hallen schlossen sich gegen halb drei und uns blieb nur die Flucht in Richtung Sixtinische Kapelle. Trotz eindeutiger Piktogramme, Tonbandaufforderungen in vermutlich allen niederafrikanischen Stammesklickdialekten und 2-minütlicher ganz und gar nicht ruhigen Aufforderung "SILENTIO!" der an Wächter anmutenden Uniformisten kam man sich in dieser kleinen Kapelle vor wie auf dem Neu-Delhischen Gemüsemarkt zum Sommerschlussverkauf. Dieses Sakriment hatte nichts, aber auch gar nichts mehr mit einer Kirche zu tun. Vor dem Betreten bot ein Verkaufsstand unnötigen Schnickschnack feil, Steingut mit dem Antlitz von "Papa Francesco", Plastikdöme, Rosenkränzen oder àla Boybandgroupie schlicht Kalender - mit Papa Franz, von jedem Monat in stillem Urteil herabblickend. Und natürlich auch noch ein Stand am Ende jedes Abschnitts mit Puzzeln mit Motiven alter Meister, wieder dem Papst oder einfach nur Kugelschreibern für drei Euro fünfzig.
Wir mussten beide an die Geschichte mit Jesus und den Händlern im Tempel denken.
Vielleicht war es in der Kapelle auch nur so eng, weil es kurz vor Sperrstunde am kostenfreien Sonntag war, dass sich so viele Menschen plötzlich hier aneinander drückten, jedenfalls muss die Spätschicht der Putzkolonne Zustände wie nach 5 Tagen Wacken-Open-Air vorgefunden haben. Dass zwischen den Füßen auf dem dreckverkrusteten Boden nicht noch eine zertretene 5,0-Dose aufgetaucht ist war angesichts der offensichtlichen Entweihung und -zauberung des Ortes nur verwunderlich.
So blieb uns nicht ausreichend Zeit oder Möglichkeit das Jüngste Gericht ausführlich zu studieren. Lediglich die Schöpfungsgeschichte war oben an der Decke quasi von jedem Punkt aus zu sehen. Und wieder Flucht nach vorne, noch eine Rund durch den Längsflügel des Museeumstrakts und dann an die ersehnte frische Luft!

Ursprünglich war der Plan gewesen nun noch die Engelsburg zu besuchen, je nach Andrang ggf. auch ohne Besichtigung von innen. Da jedoch "Glei ums Eck!" (Zitat Schwester) DIE Eisdiele Roms, Italiens, wenn nicht sogar der gesamten nördlichen Hemisphäre lag ließ ich mich auf ein Eis ein, obschon mein Magen sich auch mit einem saftigen Zwiebelrostbraten zufrieden gegeben hätte.
Aus dem "Glei ums Eck!" wurden dann "nur noch hundert Hausnummern!" und schließlich "Oh, da wären wir fast dran vorbei gelaufen."
Via dei Gracchi 272, unscheinbarer Eingang. Man muss wie beim Arbeitsamt eine Nummer ziehen und bekommt dann sehr freundlich ein sehr sehr geiles Eis in die Hand. Kugelpreis lag etwa bei 1,50€, wobei das Wort Kugel in diesem Zusammenhang nicht ganz treffend ist, denn das Eis wird mit einem Spachtel von den Gelaterinas in die Schale geformt.
Wie häufiger in Rom zu bemerken gab es auch hier das Angebot gluten-freier Kost, in diesem Fall gluten-freier Waffeln. Ob damit nur wieder die Ernährungsphilosophie-Schrägstrich-Gehirnfürze irgend eines Sportstudenten mit reichen Eltern aus Harward gehypt werden, oder aber derart viele Zöliakiepatienten nach Rom kommen um, freilich in der erfolglosen Hoffnung durch die päpstliche Aura von diesem irdischen Stigma erlöst zu werden wage ich hier nicht zu beurteilen und schließlich betrifft es mich auch nicht. Zum Genuss dieses cremig-aromatischen Sonetts aus Eis und Milch kam ich auch mit dem lautlosen Deuten auf irgendwelche Waffeln und wir begaben uns zum Genuss zum Piazza dei Quiriti. Auch hier wieder ein Brunnen mit dem mittlerweile bekannten Pinienzapfen. Der Via Virgilio folgend stapften wir in gerader Linie auf die Rückseite der Engelsburg zu.
Als wir Zeuge eines kleinen Auffahrunfalls direkt vor unseren Füßen wurden. Statt jedoch auch nur anzuhalten, gar Spuren zu dokumentieren und mit dem Hemdsärmel über den Kotfluegel zu reiben in der Hoffnung eine neue Lackierung auf Kosten des anderen Verkehrsteilnehmers herauskitzeln zu können, wurde für zwei Intervalle die Warnblinkanlage eingestellt, danach fuhr man rasch wieder seiner Wege.
Von hinten gingen wir an das Castell heran nicht ohne einen ca. 6-Klässler bei seiner Standpauke zu beobachten, weil er sich nicht in die Regeln seiner Pfadfindertruppe einordnen wollte. Mensch, hört sich eine Gardinenpredigt auf italienisch giftig an!
Die Burg umrundend stellten wir uns nicht mehr in die Schlange an, der Eintrittspreis lag bei ca. 10€ und wir hatten für den Tag eigentlich genug Kostenpflichtiges gesehen.
Auf der Engelsbrücke fragte ich mich erst einen Augenblick lang, ob mir nun die Emanuell- oder die Engelsbrücke besser gefallen solle. Entscheiden konnte ich mich jedoch nicht. Wir beobachteten einen Touristen, der seiner Freundin offensichtlich das-was-aus-Tauben-unten-rauskommt aus den Haaren kratzte und ich kam nicht umhin zu sehen, wie er erfolglos versuchte dabei anteilnehmend auszusehen im hoffnungslosen Kampf gegen das unbarmherzige Grinsen in seinem Gesicht. Und das, wo ich noch kurz zuvor sowas wie: "Irgendwie hab ich das Gefühl es sind weniger Tauben in Rom als in anderen Großstädten." hervorgebracht hatte. Wir würden beide noch unsere Erfahrung mit den fliegenden Ratten machen, vermutlich auch weil wir ebenso grinsend an den Beiden vorbei marschierten.
Weil es auf dem Weg lag besuchten wir bei untergehender Sonne den Piazza Navona. Da wir uns im Senius des Tages befanden und die Beleuchtung am Brunnen noch nicht angeschaltet war gingen wir nach einigen Fotos auch zielstrebig über den Platz und unserem Hotel entgegen in gutem Wissen, dass wir an diesen Piazza nicht zuletzt gesehen hätten.
Nach einer halbstündlichen Entlüftung der Schuhsohlen und der Revitalisierung begaben wir uns in Richtung einer Trattoria, die im Reiseführer als preiswert und gut beschrieben war. (http://www.trattoriadaluigi.com/)
Wir wurden recht herzlich empfangen und an einen Tisch im Außenbereich beordert, der durch Pergola und Glühpilzen geschützt in (an?) einem kleinen Piazza (P. Sforza Cesarini) lag. Am Häusereck dieser Einbuchtung erkannte ich noch eine weitere, wohl eine für die Laufkundschaft bestimmte Fastfood-Filiale deren Mitarbeiterpool sich offenbar mit dem des Luigi's überschnitt.
Essen, Service und Ambiente war mit einem deutschen Mittelklasselokal in etwa vergleichbar. Der gute Rotwein wurde in einer Karaffe gereicht und diese fasste gefühlt mehr als einen Liter. Die Trattoria landete damit auf Platz zwei unsererer lukullischen Entdeckungsreisen in Rom.
Für eine kleine Vorspeise (8 gefüllte und gebackene Zucchiniblüten, gebackenen Käse mit gegrillten Zucchinischeiben, einer Lammhaxe mit gebratenen Kartoffel sowie einer Flasche Hauswein, Sprudel und dem Brot und einem Espresso kamen wir jedoch zu zweit schon auf die 50€.
Anschließend zogen wir noch einmal zum Vierflüssebrunnen und dem Pantheon und erfreuten uns der nächtlichen Atmosphäre, auch wenn ich mir die Beleuchtung größer und den Piazza voller vorgestellt hätte. So jedoch stand die Atmosphäre in einem angenehmen Kontrast zu den sonst überlaufenen Sehenswürdigkeiten.



Tag 2:
Am folgenden Tag, Montag setzte ich meinen Besuch im Hardrockcafe ohne große Einwände durch. Dabei würden wir die Via Veneto entlang laufen, uns in bergeshöhe dann in den Borghese-Park schlagen und dann beim Piazza de Popolo wieder in die Stadt eintauchen. Mehr aus Spaß lud ich mir vor Beginn unserer Reise noch einige Geocaches auf mein Smartphone, ein kleines Hobby, das ich lange nicht mehr ausgeübt hatte. Wir folgten einer Spur dieser kleinen Schatzkisten über den Turtlebrunnen am Piazza Mattei, konnten uns dabei aber nicht entscheiden welche Schildkröte denn nun Raffael, Donatello, Michelangelo und welche Leonardo war. Trotzdem ein hübsches Eck, vor allem nicht so touristenüberlaufen hier.

Am Katzenfeld (Lago di torre agentina) entlang und durch die engen Straßen zogen wir einige Geocaches findend (vor allem meine Schwester fand die meisten) durch die kleinen charmanten Straßen zum Trevibrunnen. Hier mussten wir etwas enttäuscht feststellen, dass der Brunnen restauriert und geputzt wurde, die barocken Figuren verhüllt und das Basin leer war. Rom ließ es sich jedoch nicht nehmen zumindest eine provisorische Brücke über das Becken zu bauen, sodass man den Bauarbeitern ins Maurerdekoltee starren und die esoterische Münze in das leere Becken werden konnte. Vom Brunnen haben wir dann nicht mal Bilder gemacht, sah einfach nicht schön aus. Ich war wirklich ein bisschen enttäuscht, denn das war ein Kunstwerk auf das ich mich gefreut hatte. Aber es sollte nicht das einzige verhüllte Relikt in Rom bleiben... Schnell noch einen Geocache geholt in Mitten der Menge und weiter.

Aus irgend einem Grund umgingen wir den Piazza Barberini ohne ihn richtig wahrzunehmen und stapften durch die kleinen Seitenstraßen, weil wir die großen befahrenen Straßen meiden wollten auf die Kapuzinerkirche Santa Maria di Concezione zu. Hier hätte ich mir gern die Grüfte angeschaut, aber es war kurz vor der Mittagspause, sodass sich der Besuch nicht gelohnt hätte. Also folgten wir den weiten Kurven der Via Ventino den Berg hinauf, waren das erste Mal in Rom mit ausreichend breiten Gehwegen gesegnet, von prachtvollen Hotels mit Pagen gesäumt, die eher an Türsteher erinnerten (Was bedeutet "Du kommst hier nicht rein!" auf Italienisch?!) und uns gelangweilte Blicke zu warfen. Wir sammelten am Rande noch einen Cache und fanden uns bald beim Hardrockcafe wieder. Ich kaufte ein Shirt was nicht zuletzt daran lag, dass ich nur noch ein sauberes Hemd und ein T-Shirt mitgebracht hatte und machten etwas Smalltalk mit dem ausgesprochen lockeren Verkäufer. Das Cafe an sich war noch nicht geöffnet, sodass wir weiter ziehen mussten.
Vorbei an Westin Excelsior, dem Cafe de Paris (geschlossen) und Harry's Bar (eine Filiale befindet sich auch am Flughafen Fiumicino) konnten wir bei wunderbarem Sonnenschein und wenig Tumult diese Perlen der Filmgeschichte fotografieren. Vor dem Cafe de Paris befand sich wieder eine kleine Baustelle, aber zwei Glaskästen stellen teils vergilbte und nostalgisch anmutende Fotos zur Schau.
Retrospektiv hat dieser Weg den Berg hinauf und darüber hinaus irgendeinen Eindruck hinterlassen. Aus irgendeinem Grund kommt mir diese Straße immer in den Sinn, wenn Taco’s „Puttin on the Ritz“ aus meinen Boxen schallt. Es ist meine wärmste Erinnerung an diesen Urlaub, obwohl ich mir nicht erklären kann weshalb.

Kurz hinter Harry's Bar standen wir auf dem Piazzale Brasile, durchschritten das Porta Pinciana und fanden uns am Eingang eines wundervollen Parks wieder. Hier hangelten wir uns von Geocache zu Geocache, sahen das Reiterstandbild, die Villa Borghese und trafen eine Geocachergruppe aus Slowenien. Uns fiel auf, dass der Park viele faunische Zonen abdeckt. Zunächst durchschritt man einen Pinienwald, dann niedere Bäume, die irgendwie an Oliven erinnerten, später Palmen, mitteleuropäische Platanen, denn wieder niedere Hecken... Im Halbschatten der Botanik konnten wir die Mittagsstunde gut ertragen. Auch im Park kam man nicht umhin an jeder Ecke und jeder Nische ein historisches Bauwerk zu finden. Am Wasserturm, dem nördlichsten Merkmal kehrten wir um und schauten noch am Eingang des Zoos vorbei.
Überall waren Fahrräder und - wie nennt man die Dinger eigentlich - "Tretautos" für bis zu 6 Personen mit Elektromotor zu mieten.
Piazza de Siena und Gaoppatoio säumten unseren Rückweg, bevor wir am Goethedenkmal entlang die Gegend um den Piazza Napoleone und die Promenadenstraße Via Trinita betraten. Wir genossen die Aussicht, leider stand uns die Sonne im Süden direkt gegenüber, sodass wir hier keine schönen Fotos der Stadt machen konnten, außer direkt auf den Piazza Popolo hinab, der schon von oben prächtig wirkte. Einige Treppenstufen später standen wir auf dem Platz. Der Rosenmafia und den lästige Selfie-Halter-Verkäufern erteilten wir eine klare Abfuhr, füllten unsere Wasserflaschen an den nördlich gelegenen Brunnen und lauschten den Straßenmusikern.

Blöderweise machte die Santa Maria del Popolo erst um 16 Uhr wieder auf, ein Zeitpunkt an dem wir schon für die Freewalking Tour bei den spanischen Treppen geplant hatten, aber dazu später. Über die Via del Corso zwischen den Zwillingskirchen entlang kamen wir auf die "Einkaufsmeile" Roms. Während sich hier die preislich gemäßigten Läden, H&M, Footlöcker, etc positionierten fand man in der Parallelstraße
Via del Babuino eher diese sterilen Läden mit beschlipsten und pomadeglänzenden Kaufbegleitern, die alle irgendwie nichts zu tun hatten und in deren Läden überschminkte labotomierte Figuren mit der goldenen Scheckkarte ihrer Väter/vaterkomplex-kompensierender-Ehemänner überteuerte Ohrringe in zeltgroßen Kartontaschen mit dickem Logo kauften, um sie anschließend auf dem linken Unterarm neben Handtasche aus Eidechsenpenisleder und fünf bis acht weiteren logotragenden Prestigetüten zur Schau zu stellen. Ein Bild der Erbärmlichkeit.

Die spanischen Treppen waren mordsvoll. Klar, man konnte noch durchlaufen und auch irgendwo Platz finden, aber in der nachmittäglichen Herbstsonne war dieser Ort nicht grundlos Ansammlung vieler junger Menschen. Leider war auch hier die Santa Trinita dei Monti wegen Renovierungsarbeiten verhüllt. Beim Eintreten nahmen wir wieder die Bitte zur Kenntnis an diesem Ort der Ruhe ein leises Verhalten an den Tag zu legen. Kurz als wir in der heiligen Halle waren begann jedoch irgendwo im Chorgang ein Handwerker einen Staubsauger anzuwerfen, ein derart deplaziertes, spöttisches Geräusch, dass wir uns ein lautes Lachen verknriffen.

Nachdem wir wieder an der frischen Luft waren beging ich einen Kardinalsfehler. Mir knurrte schon seit einiger Zeit der Magen und so beschloss ich bei einem der fliegenden Händler zwei kleine Bier und ein Salamibaguette zu kaufen. Sechzehn Euronen hobelte dieser Levit von meiner Gelbörse ab und wenn ich damals nicht so hungrig gewesen wäre und von dem McDonald's keine hundert Meter weiter am Piazza Mignanelli gewusst hätte, dann hätte ich der geldgeilen Inderconnection das dämliche Baguette mitsamt meiner Faust auf eine Reise retrograd durchs Colon geschickt.
Das Baguette war auch angetoastet absolut wiederlich. Das hätte ich nicht einmal gewagt einem Briten zu servieren.

Während wir auf der Treppe saßen und unser Bierchen genossen und auf 16 Uhr warteten setzten sich hinter uns ungelogen dreimal hintereinander eine dreiköpfige asiatische Gruppe nieder, jeweils einer hinter und zwei vor der Kamera und eifrig Videolog führend. Ich kam mir vor wie in einer Deja-Vu Endlosschleife.
Anschließend setzten wir uns an die Piazza Mignanelli vor die spanische Botschaft, da hier die Freewalkingttour begann, eine auf Spenden basierende kurze Stadtführung, die uns über den Trevi und das Monument an den Foren vorbei bis zum Colosseum führen sollte. Von diesen Führungen gibt es unterschiedliche in Rom und wir erhofften dabei noch ergänzend zum Reiseführer etwas erfrischende Informationen zu bekommen. Beim Warten sahen wir einigen Fußballern und Cheerleadern des AS Rom zu, die mit ihrer Vorstellung offenbar um Besucher warben. Hierbei verlor ich augenblicklich mein Herz an eine italienische Schönheit mit dunklen Harren, wundervollen, gemalten Gesichtszügen und himmelblauen Augen, die auch zur Unterstützung des Clubs dabei war... hach! Hätte ewig hier sitzen und sie beobachten können.
Stattdessen überbückten wir die Zeit bis zur Führung mit einer Runde um den Block, ohne dabei etwas Interessantes zu sehen als die erwähnten stupiden Türstehern diverser an OP-Säle erinnernde Boutiquen, die zu lächerlichen Preisen unnötige Ware an "spezielle" Kunden verdealen. Für mich bekam der Ausdruck "Ladenhüter" hier noch einmal ein neues Gesicht.

Freewalkingtouren werden wohl in diversen Großstädten angeboten, sind grundsätzlich kostenlos (man gibt dem Führer am Ende der Tour einen Obulus in selbstgewählter Höhe) und führte in unserem Fall (weitere Touren findet man im Netz) von der spanischen Botschaft und den spanischen Treppen zum Trevibrunnen und weiter über den Piazza Venezia und die Foren zum Colosseum. Die Tour war auf Englisch, was kein Problem gewesen wäre, aber die junge Frau stellte sich in den Umgebungsgeräuschen der Sehenswürdigkeiten als lautschwache und deshalb schwer verständliche Führerin heraus. Deshalb bekamen wir zwar eine gute Übersicht in Ergänzung zum gebundenen Reiseführer, aber viel Neues erfuhren wir auch nicht. Am Colosseum angelangt drückten wir ihr fünf Euro in die Hand und verließen den Platz in Richtung Circus Massimus, umliefen die Bocca della Verità und tauchten in das jüdische Viertel ein, das sich vor allem durch die zahlreichen Restaurants und Läden mit koscheren Speisen auszeichnete.

Im Hotel nach der obligatorischen Ruhezeit wuchs bei mir der Hunger auf eine schnelle Pizza to go. So machten wir uns noch auf in Richtung Termini, im Dunkel den Kapitolshügel hinauf (Romulus, Remus und die Wölfin in Metall und als Hecke fotografiert) und in Richtung der Via nazionale, da uns dort noch die ein- oder andere Fastfoodpizzeria in Erinnerung war, ein paar Caches auf dem Wag mussten natürlich auch noch sein. Letztendlich fanden wir mit nur oberflächlichem Einsatz keine geöffnete und geeignete Örtlichkeit, die passte und wir kehrten um, um im "Fonzie The Burger's House" am Rande des alten Ghettos koschere Burger mitzunehmen, die -offengestanden- nur mäßigen Geschmacks waren und die wir im Park beim Piazza Benedetto Carioli genossen. Uns fielen die Unmengen an Vögeln auf, die sich abends in den Wipfeln der Bäume in Schwärmen einfanden.
Wir schrieben anschließend auf dem Zimmer noch einige Ansichtskarten und entschieden uns für den nächsten Tag die Karten im Vatikan einzuwerfen, dort noch einen Cache zu holen und dann zwei Stationen mit der Metro zum Piazza del Popolo zu fahren.



Tag 3:
Die Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs war im Grunde für uns in Rom nie notwendig, alles war gut per pedes erreichbar und eindeutige Pläne zur sinnvollen Einbindung von Bussen oder Tram in unseren Tagesablauf waren nicht zu finden. Nur in diesem Fall wollten wir einmal länger schlafen und trotzdem bis spätestens halb zwölf am Piazza del Popolo sein, um die Santa Maria del Popolo besichtigen zu können.
Eine Karte für etwa ein Euro fufzig hält wohl 100 Minuten, wir nutzten sie jedoch nur für zwei Haltestellen. Trotz dessen, dass es unter der Woche und außerhalb der Rush-Hour war war die Bahn doch gut gefüllt, ohne dass man aneinander stoßen musste.

Am Piazza del Popolo traten wir an die Kirche der Maria del Popolo und mussten erkennen, dass hier gerade eine Trauerfeier stattfand und zudem die Chigi-Kapelle von Baugerüsten verstellt war (hat jemand die durch Restaurierung verstellten Sehenswürdigkeiten gezählt?). Wir schauten uns dann noch das Skelett linker Hand an und ich fand keinen Schmetterling. Sodann hielten wir den Besuch aus Respekt sehr kurz und wir ergötzten uns stattdessen noch einmal an der Porta mit seiner Inschrift und dem Platz. Santa Maria di Montesanto war geschlossen, also visitierten wir Santa Maria del Miracoli. Was soll man sagen: Irgendwann sieht jede Kirche gleich aus.
Über einen weiteren Cache an den spanischen Treppen liefen wir zum Mausoleo di Auguisto, das auch hinter Bauzäunen vergraben und somit nur lückenhaft zu erkennen war. Schien aber auch keine sonstigen Rombesucher zu interessieren. Die waren eher an S. Carlo al Corso interessiert.

Nach einer kleinen Irrwanderung durch die Altstadt kamen wir am Pantheon an, das wir noch von Innen besichtigen wollten. Auch hier ein riesen Touristenhaufen. Körperlich konnte man den konvexen Boden spüren, der das Regenwasser ableiten soll. Ein massives Gebäude mit Säulen wie Mammutbäume. Herrlich!
Zwei Kirchen in unmittelbarer Nähe standen noch auf unser Liste, St. Luigi dei Francesi und S. Ignazio. Letztere war die vermutlich entschleunigste Kirchenbesichtigung ganz Roms. Zwar wusste ich die georgianischen Gesänge über Lautsprecher nicht wirklich einzuschätzen, dennoch war es eine der wenigen Kirchen in dem auch etwas kirchliches Gefühl aufkam,
St. Luigi dei Francesi war zunächst noch geschlossen und öffente auch erst cum tempere seine Tore. Zudem war die Kirche mit Franzosen überfüllt, in der Kirche wurden Poster und weiterer Schrott verkauft und die Beschreibungen der Gemälde gab es auch nur in Französisch und Italienisch. Dies stand in krassem Kontrast zur zuvor besichtigten Kirche und ich tat mein Bestes rasch wieder ins Freie zu kommen.

Wir liefen über den Piazza Navona zurück und hielten nach einem Restaurant für den Abend Ausschau. Da meine Schwester unbedingt Gnocchi wollte studierten wir auch die augelegten Karten. Ein herzlicher Kellner und schmackhafte anmutende Pizzen beeindruckten uns bei "Guiseppa in der Via Maria del Anima, parallel zum Piazza Navona. Einen kurzen Kaffee und einen Salat gönnten wir uns zu Rom-typischen Preisen in einer kleinen Seitenstraße in einem Laden, dessen Name mir beim Besten Willen nicht mehr einfällt, und begaben uns anschließend wieder ins Hotel. Weiß nur noch, dass die Wände des kleinen Innenraums um die Bar mit ner Art Aquarell der bekanntesten Rommonumente bemal war. Sah gut aus.

Wieder ein gemütlicher Spaziergang nach Hause und abends, in der geifernden Hoffnung endlich mal eine Pizza essen zu können zu Giovanna's. Die Begrüßung durch den wonneproppenen Gastgeber war herzlich, er packte gleich sein gesammeltes Repertoire an deutschen Worten aus "Danke, bitte, Rudi Völler, und das ist alles, was kann."
Wir wurden leider auf den ersten Tisch im Inneren gesetzt. An der Wand gegenüber lief pausenlos ein Fernseher mit MTV. Unser Kellner, der erschreckende Ähnlichkeit mit Eko Fresh hatte schaffte es auf Nachfragen noch einen gefaltenen Bierdeckl unter unseren wackeligen Tisch zu klemmen.
Der Hauswein (ein Mainor superiore von GensFabia) war, naja, gerade noch trinkbar, auf unser Essen warteten wir trotz weniger als einer Hand voll Gäste locker 30 Minuten. Ich hatte eine Pizza Capriciosa bestellt mit allerlei Gemüse, Schinken und Ei. Bekommen hab ich ein halbes Ei, das den Eindruck machte, als dass es zum Osterfest im vergangenen Jahr hartgekocht worden war, auf eine Pizza mit grob 30cm Durchmesser. Hartgekochtes Ei auf Pizza. Selbst beim Türken um die Ecke wurde mir das noch nie angeboten. Die restlichen Zutaten waren ebenfalls lieblos auf Handtellergröße in der Mitte der Pizza geworfen worden, die Tomatensoße hatte man offenbar ohne sie abzuschmecken aus einer Tube Mark angerührt und dabei zuviel Wasser hinzugefügt, denn mit dem Anschnitt der Pizza ergoss sich ein blassroter Strom von der Pizza auf den Teller und weichte die restlichen Zutaten zu einer matschigen Brühe auf. Meine Schwester aß Gnocci mit einer Tomatensauce, auch wirklich nicht dem Preis von ca. 8€ angemessen.
So verließen wir rasch das Restaurant in dem Wissen hierbei nun einmal eine schlechte Erfahrung gemacht zu haben.



Tag 4:
Der folgende Mittwoch erwachte unter dem Namen des Forums und des Palatin. Irgendwie kann ich mich nicht an den Namen Palatin gewöhnen, wo dieses mir doch bereits als anatomischer Gaumen bekannt war.
Es war auch der einzige Tag, an dem Wolken am Firmament über Rom klebten und irgendwie waren wir beide heute nicht ganz auf der Höhe. Etwas müde, nicht so aufmerksam. Woran das gelegen haben mag kann ich nicht sagen.
Nundenn, wir traten am Piazza Venezia die steilen Stufen zur St. Maria in Aracoeli hinauf. Der Zugang zum Monument von hieraus war um diese Uhrzeit, etwa halb 10, leider noch geschlossen. Die Kirche selbst war so gut wie leer und wir genossen die Stille.
Durch den Hinterausgang kamen wir wieder fast bei der Statue der Wölfin an und schlängelten uns an einer griechischen und einer englischsprechenden Tourgruppe noch einmal kurz auf den Platz. Am Brunnen lauschte eine Studentengruppe den Erklärungen ihres Lehrers und machte sich mehr oder minder verständnisvolle Notizen. Wir suchten kurz den Eingang zum Forum Romanum, den wir entlang der Via dei Fori Imperiali fanden und stellten uns dort keine 10 Minuten an. Da unser Reiseführer erschreckend wenig über das Forum hergab entschieden wir uns zum Audioführer. Meine Schwester bekam außerdem, da sie noch jünger als 25 Jahre ist einen Rabatt. Der Guide kostete 5€, der Eintritt nochmal 19,50€ für beide gemeinsam.

Der Audioguide umfasst 12 Station, die leider nur auf einer Papierkarte und sehr ungenau vermerkt sind. Es gibt einen Kopfhöreranschluss, sodass man theoretisch auch mit einem Hörer für 2 Leute auskommt.
Ziemlich frustrierend war, dass man nicht genau wusste wo man stehen und welche Steine man anschauen sollte, wenn man hörte: "Wenn Sie sich jetzt nach links drehen...", oder "Rechts davon befindet sich...". Besser wären hier kleine Schilder an den Ausstellungsstücken gewesen, wie man es zum Beispiel in den Vatikanischen Museen oder auch dem Colosseum findet. Das war unglaublich nervig und eine Rückspulfunktion gab es auch nicht, sodass man im Zweifelsfall den Text von 2-5min noch einmal von vorne hören müsste. Ich überspielte dann kurzerhand die Aufnahme auf mein Handy und konnte so vor- und zurückspulen (und daheim kann ich es mir jetzt auch noch einmal anhören *hrhr*). Dennoch verbrachten wir deutlich mehr Zeit hier als notwendig und geplant gewesen wäre.
Der überraschendste Anblick bot einhellig die riesige Basilika Maxentius mit den abstrakten Andeutungen riesigen marmornen Stucks in den Ecken, die gemessen an den Baugerüsten selbst schon über vier Meter hoch waren. Ich kam mir wie eine Spielzeugfigur in einer Kulisse aus Pappe vor. Dass dies tatsächlich von Menschen, noch dazu von Hand entworfen, geplant und erbaut worden war setzte jeder Glasfassade an Hochhäusern und jeder betongegossenen, verstahlten modernen Stadtbildverschandelung den Stempel des Unwürdigen, der Kläglichkeit und des Nichtigen auf. Ohne zu zögern, so dachte ich mir in Ehrfurcht erstarrt, würde ich ganze Bankenviertel dem Erdboden gleichmachen, wenn das Forum wieder leben könnte.

Es war wohl bereits früher Nachmittag, als wir hinter dem Titusbogen den Weg Richtung Palatin fanden und die anfängliche Motivation hielt sich irgendwie in Grenzen. Wir hatten beide schlecht geschlafen und waren von der Audiotourerei im Forum Romanum ganz schön ausgelaugt, was eindeutig an der oben erwähnten Strukturlosigkeit lag, nicht an der Vielzahl der interessanten Informationen.
Für den Palatin hatten wir uns gegen die Audioguides entschieden und so streiften wir hier nur anhand der wenigen Erklärungsschilder und der Karte durch die Ruinen. Spaß hat es trotzdem gemacht, mehr als erwartet. Durch H.P. Lovecrafts "Ratten im Gemäuer" war mir der Name "Magna Mater", die Kybele und der Tempel am westlichen Ende sofort ins Auge gesprungen. Spätestens als wir den Domus Augustana in Richtung Circus Massimus und das Stadion des Domitian besichtigten und das unversehrte Gebäude, die Stimmung und die Aussicht wie von selbst vor mein geistiges Auge entstand war ich wieder hellwach.
Wir gaben schließlich die Audiogeräte am Eingang am Forum Imperiali zurück, erhielten so unser Pfand wieder und gingen am Nachmittag müde und mit ziemlich platten Füßen Richtung S. Pietro in Vincoli, die leider noch nicht geöffnet hatte. So fanden wir am östlichen Ende des Colosseums gemeinsam mit zwei zufällig ebenfalls auftauchenden Belgiern einen Geocache, unterhielten uns kurz nett und machten uns anschließende von der Via Cavour aus die rutschigen und abgetretenen Stufen zur Kirche hinauf. Auch hier war sehr viel los, aber es gelang uns einige schöne Bilder von der Mosesstatue, den Ketten und den Skelettreliefen auf der linken Seite machen zu können.

Die Mercati di Traiano, die jüngere zum Quirinal hin liegende Kirche und die bereits im Zwielicht besichtigte Trajanssäule wirkten auf dem Rückweg bei Tageslicht noch einmal bezaubernd.
Nun war eigentlich der Heimweg angesagt. Doch nein! Ein Gebäude, in das ich mich irgendwie verliebt hatte lag noch auf dem Rückweg. Das Monument. Trotz all der Müdigkeit verlangte mir die Freude und die Majestätig des Gebäudes eine Besteigung ab. Sieben Euro für eine Aufzugfahrt in einem hässlichen Glaskasten war mir das bisschen zusätzliche Aussicht jedoch nicht wert, zumal mir der Aufzug optisch schon wie ein Parasit an der Fassade des Gebäudes vorkam. Ein Fremdkörper.
Stattdessen ließen uns auf der unteren Aussichtsplattform zwei Möwen bis auf Armeslänge an sich heran, um noch zwei Portraits zu schießen. Dann begaben wir uns wieder hinab.

Wir kamen vergleichsweise früh im Hotel an und da wir bisher die unserer Residenz am nächsten gelegenen Caches noch nicht gesucht hatten begaben wir uns kurz vor Sonnenuntergang auf die Tiberinsel, stiegen die guano-feuchte Treppe bis zum Ufer hinab und umrundeten die Insel am der Wasserkante.
Weiter gings entlang der Lungotevere zum Tempio di Ercole Vittore, einige Ruinen, die sich tatsächlich auf einer zu groß geratenen Verkehrsinsel befinden. Die Bucca dela Verita lag bereits hinter verschlossenen Gittern, doch wir bemerkten den hohen Glockenturm, von dessen Gestalt es, ebenso wie Kuppeln in Rom immer wieder welche zu finden gibt.
Zurück gings wieder durch das jüdische Viertel.
Während meine Schwester ihr Nickerchen machte suchte ich ein nahegelegenes Internetcafé auf um meine erst 24h vor Abflug bereitgestellten Tickets ausdrucken zu lassen. Der Rechner in der Lobby des Hotels hatte leider keinen Druckeranschluss.
Ich hatte im Hotel-Wlan etwas rumgesucht in der Hoffnung doch noch ein Restaurant in Rom zu finden, das in Preis und Leistung nicht hinter den bisherigen zurück blieb. Allzuweit sollte es auch nicht sein.
Und hier kam mir die Restaurantdatenbank von Roma-Antiqua zu Hilfe. Îch hatte nach den Erfahrungsberichten des Forums angestachelt wirklich Lust die Trattoria der Pallaro mit "Küche von Mama" zu probieren. Da meine Schwester als Vegetarierin jedoch weder Fisch, noch Fleich essen mochte, entschieden wir uns doch lieber etwas anderes zu probieren.
Ebenfalls gute Erfahrungen schienen mit der "Hosteria Romanesca" direkt am Campo di Fiori gemacht worden zu sein. Eigentlich hatten wir einen Geheimtipp eher in einer Seitenstraße und nicht in bester Lage erwartet.
Da wir den einzigen und kurzen Regenschauer des Aufenthalts dösend auf unseren Betten verbrachten traten wir anschließend das erste Mal auf regennasse Straßen. Am Romanesca angekommen wurden wir sofort freundlich zu unserem Tisch begleitet, ohne dass die stille Kellnerin uns von der Straße abwerben musste. Neben und hinter uns waren noch einige andere deutsche Gäste, ein Ehepaar mit zwei Kindern und eine kleine Reisegruppe mittleren Alters.
Der Antipastiteller als Vorspeise sah schon grandios aus. Salami, Schinken, Bruschetta (sehr lecker!), verschiedene Paprika, Oliven, Auberginen und Zucchinivariationen und ein sehr leckerer (Frisch-)käse ließen uns das Wasser um Mund zusammenrinnen. Wir bestellten Ravioli mit Spinat-Ricotta Füllung und Hühchen mit gegrillten Paprika. Beides ein Genuss, das Fleisch fiel buchstäblich vom Knochen, die Pasta schmeckte liebevoll zubereitet.
Nach dem Espresso fragten wir nach der Rechnung und ich rundete unseren Betrag großzügig auf. Der Kellner legte mir zwar das Wechselgeld auf den Tisch, aber ich gab es ihm mit ehrlichem und zufriedenem Dank zurück.
Anschließend, beim Flanieren über den Campo lauschten wir Musikern und sahen den Straßensprayern bei ihren futuristisch-kitschigen Interpretationen des Colosseums zu.



Tag 5:
Das Colosseum, das Wahrzeichen Roms hatten wir uns für den letzten vollen Tag aufgespart. Die Geschichten, die Spiele waren uns nicht zuletzt aus dem Reiseführer vertraut und so interessierte mich eher das Architektonische, als das Geschichtliche.
Auf dem Weg zur Örtlichkeit fuhr mehrfach ein Kamerateam mit Autoanhänger an der Via dei Forui imperiali an uns vorbei, offenbar wurde gerade ein Dialog im Auto gedreht.
Gebaut und renoviert wird am Colosseum offenbar ja immer, uns fielen die Arbeiten während unseres Besuchs jedoch nicht negativ auf. Wir konnten dank der vortags gekauften Karten die Schlange hinter uns lassen (es gibt einen extra Eingang) und aus einer spontanen Idee heraus orderte ich einen Audioguide und nach dem Überspielen auf mein Handy waren wir zwei autark. Das Colosseum war voll, aber nicht gedrängt. Hier waren dem Audioguide über kleine Täfelchen an den Wänden eindeutige Orte zugeteilt, an denen man das Gehörte auch gut nachvollziehen konnte.
Wir stiegen zunächst zu Punkt 1 hinauf und betrachteten dabei die Ausstellung der Funde und der Rekonstruktionen rund um das Colosseum.
Inhaltlich war dieser Guide jedoch deutlich spartanischer ausgestattet (vielleicht 30min Hörzeit) als im Forum und die Zweifel, ob sich das nun gelohnt hätte war berechtigt.
Leider kommt man nur mit bezahltem Führer ins letzte Stockwerk. Das ist irgendwie schade, wobei deren Große vielleicht einfach nicht die Vollzahl an Besuchern zulässt. Der Besucherrundgang, dem wir folgten, war asphaltiert. Sicher zweckmäßig, aber irgendwie tut es mir weh dieses alte eindrucksvolle Mauerwerk von Stein eingeschlossen zu sehen.
Wir teilten die Mittagspause am Constantinbogen mit einem Brautpaar beim Fotoshooting und machten uns nach einer kleinen Stärkung über den Circus massimus, die Bucca dela Verita (von Unmengen an Asiaten übervölkert, die für das Orakel anstanden) über die Ponte palatino auf nach Trastevere. Der Ausflug hierher war mehr auf den Wunsch meiner Schwester hin geplant. Für mich gab es hier zunächst keine sehenswürdigen Sehenswürdigkeiten, doch wie so oft wurde ich eines Besseren belehrt.
Wir streunten durch die leeren Gassen zum Piazza di Porte Pertese und dann am Ministerium de Publica Istruzione vorbei zu den etwas anderen "Spanischen Treppen". Der Marsch weiter den Berg hinauf zur Porta S. Pancrazio und weiter zum Piazzale G. Garibaldi war von stattlichen Altbauten in sehr gutem Zustand gesäumt. Die Straße war um die Mittagszeit ruhig, es ging ein leichter WInd unter der Allee der Trente Aprile einher und zwischen den erkerreichen Gebäuden blitze ab und an der Ausblick über Rom hervor.
Den Kanonenschuss zur Mittagsstunde hatten wir lange verpasst, aber das machte nichts. Wir gönnten uns einen Cocktail, saßen auf der Mauer und versuchten in der Ferne, mit unserer Karte und einem einfachen Ast als Peilung die Stationen der letzten Woche auszumachen.
Einem kleinen Pfad folgend machten wir uns bergabwärts auf und fanden uns auf einmal im botanischen Garten wieder. Wir schlenderten durch die Palmen, Kräutergärten und Parkanlagen, bis wir den Ausgang fanden und bemerkten, dass wir gar keinen Eintritt bezahlt hatten. Nun, jetzt war es zu spät.
Über die Ponte Sisto und begleitet von Klampfenklängen verließen wir Trastevere in der Nachmittagssonne und schlenderten über den inzwischen wohl bekannten Campo de fiori nach Hause.
Diesesmal war es meine Begleiterin, die sich noch eine Pizza zum Abschied wünschte. Die Empfehlungen für Pizzarien im Restaurantführer und auf diversen Internetportalen gingen auseinander. Zu Kritisieren hatten wohl Besucher aller Restaurants etwas, also lief es auf eine Bauchentscheidung hinaus. Und da "Die servieren da alles auf Blechtellern, ob es nun passt oder nicht!" für uns kein Gegenargument für eine gute Pizza war machten wir uns auf zum MonteCarlo, ein Restaurant, das wohl durch dieselbe Hand, wie die berüchtigten "Baffetto 1+2", geführt wird, was wir jedoch erst später erfuhren.
Dieses Restaurant ist ein Schnellrestaurant, das sei dazu gesagt. Wer gemütlich für mehr als eine halbe Stunde sitzen und sein Essen und die Getränke genießen mag ist hier falsch. Sofort wurden wir an einen Plastiktisch gesetzt, der im Gang von der Küche zum Ausgang stand. Die Umgebung war gefließt und hatte die Gemütlichkeit einer Großmetzgerei. Da halfen auch die Fotos des Chefs mit irgendwelchen italienischen C-Promis, die die Wände ziehrten nicht weiter. Der Kellner legte umgehend die berühmte Papiertischdecke auf. Das störte uns nicht, da hier ja kein Wind ging und wir nach dem Essen eingestehen mussten, dass es bei McDoof auch keine Stoffunterlagen auf dem Tablett gibt, wer soll das denn auch alles waschen. Wein und Wasser kamen sofort, der Wein in einer Karaffe und war gerade noch trinkbar. Vielleicht trank ich ihn auch nur, um die Atmosphäre zu verkraften. Auch die Karte in 1000 Sprachen wurde rasch angereicht. Wir bestellten Pizza und Antipasti, die aus einer kleinen Kühltheke zu nehmen uns selbst oblag. Geschmacklich waren die gefüllten und gebackenen Pilze und Gemüse jedoch ein Einheitsbrei und die Konsistenz lässt sich am Besten mit dem von Kartoffelbrei beschreiben. Der Geschmack leider auch, einzig die Zwiebel schmeckte ein wenig süßer als der Rest.
Es dauerte keine 5 Minuten, bis unsere Pizza auf den ach so scheußlichen Alutellern herangetragen wurde. Und es war einfach eine gute Pizza, nicht mehr und nicht weniger. Für sehr hungrige Mägen reicht der hauchdünne und knusprige Boden vielleicht nicht aus, aber wer sich zuvor eine kleine Vorspeise bestellt kann mit der Menge gut arbeiten. So auch bei uns.
Abgeräumt wurde prompt und da wir keine Nachspeise wollten düste der Kellner sofort ab und legte daraufhin ungefragt und wortlos die handgeschriebene Rechnung auf den Tisch. Für den Wein und das Mineralwasser standen da 7,5€, für die Antipasti 6€ und für beide Pizzen 17€ auf dem Zettel. Damit hatten wir nicht gerechnet, zahlten die 30 Euro Fünfzig und verließen rasch das Lokal, das beim besten Willen nicht zum Verweilen einlud. Fazit: Gute Pizza, aber das ist auch der einzige Grund hierher zu kommen. Und dann nicht zum Dinieren, sondern als Fastfood. Wir waren nur etwas mehr als eine halbe Stunde in dem Laden.
Da es noch so früh war genehmigten wir uns zum Abschied von Rom einen Cocktail 2 Go auf dem Campo de fiori, lauschten einem Gitarrenspieler zu, der Coverinterpretationen bekannter Songs spielte und stellten uns noch einmal zu der Traube um die Spraykünstler.
Wehmütig traten wir den Rückweg an, denn ich musste bereits um 5 Uhr in Fiumicino sein. Ich hatte deshalb im Hotel um ein Taxi zu früher Stunde gebeten, dies sollte mich aufgrund der Uhrzeit doch 55, statt sonst 48€ kosten, was mir jedoch egal war.



Tag 6:
Etwa 5 Minuten vor 4 klingelte das Telefon in meinem Zimmer, mein Taxi sei nun da. Schnell verabschiedete ich mich von meiner halbschlafenden Schwester und ging hinab. Es war keines der weißen Stadttaxis, das mich erwartete, es war überhaupt kein Taxi, sondern ein privater Audi. Ich sah kein Taxameter. Der Fahrer war aber sehr freundlich und professionell und wir düsten still und zügig durch Trastevere auf den Flughafen zu. Es dauerte auch nur etwas mehr als eine halbe Stunde, ich bezahlte und trat in die Flughafenhalle. An der doch nicht zu verachtenden Check-In Schlange konnte ich dank meiner zuvor ausgedruckten Tickets vorbeischleichen. Die meisten Restaurants, darunter auch das erwähnte "Harry's bar" öffneten erst um 5 Uhr. So begab ich mich direkt zum Gate, wo ich zu ebenjener Zeit noch einen Kaffee erstand.



Epilog
Nun bin ich eigentlich eher der Reisemuffel und ich war seit 13 Jahren nicht mehr im Urlaub. Ich konnte mir nicht ausmalen was an einer fremden Stadt so toll sein soll, wenn man vielleicht noch nicht einmal die ganze Historie und die Schätze seiner eigenen kennt. Bis jetzt. Aber ich habe auch noch nie so ein Gefühl des Fernwehs nach einer Reise gehabt, soviel Sehnsucht wieder in die engen Straßen zurückzukehren und an den hohen Marmorsäulen jahrhundertealter Schönheiten erfurchtsvoll nach oben zu blicken. Durch viel zu weiche Sohlen jede Unebenheit der schwarzen und abgewetzten Pflastersteine zu spüren, den Geräuschen der kleinen Läden, der Schreinereien und Mofawerkstätten, gerade so groß wie eine Garage und der fernen Autohupen zu lauschen. Und nach jeder Ecke wieder um Äonen zurück versetzt sein in eine Zeit, in der das Amphitheatrum Flavium noch für "Brot und Spiele" stand, der Piazza Navona noch für Wagenrennen herhalten musste oder auch die großen Meister noch in die Lehre gehen mussten.
Ich habe mich verliebt, ja, und ich hatte Liebeskummer als ich frühmorgens auf der Gangway zum Flugzeug noch einmal zurück blickte über das morgendliche Rom mit Blick gen Meer, als ich der Küste Italiens ein stilles Arrevederci durch das Flugzeugfenster zuwarf und auch jetzt, als ich den Urlaub Revue passieren lasse und - zumindest in meinem Kopf - noch einmal erlebe.

Was hab ich behalten von Rom, was gelernt? Nun...
- Wer Rom zu Fuß erkundet bringt besser mehr Socken und T-Shirts mit als Reisetage anstehen. Unser Hotelzimmer am Abend werden wir immer mit dem Geruch von Buttersäure in Verbindung bringen.
- Rom sollte - muss zu Fuß erkundet werden und dazu ist ein zentral gelegenes Hotel Gold wert. Man ist ja eh nur zum Schlafen dort.
- Blasenpflaster!
- Fünf Tage sind ausreichend, um einen ersten Eindruck zu bekommen.
- Restaurants vorher aussuchen bzw, eingrenzen, es gibt soviele und wir hatten nur zu 50% gute Erfahrung.
- Manchmal spinnen sie, die Römer.
- Vatikanische Museen Sonntags sind umsonst aber voll. Forum romanum und Palatin an einem Tag - Colosseum am nächsten ist ideal.
- Ferne Ziele am Anfang der Reise, die näheren am Ende (wenn man eh nicht mehr soweit laufen will)
- Unbedingt den Borghesepark und die Natur um den Piazzale G. Garibaldi bzw. den Botanischen Garten besuchen, wenn man den gepflasterten Straßen und der urbane Gegend irgendwann überdrüssig werden sollte. Und auch so, einfach toll!
- Rom ist definitiv ein Eldorado für Kunstbegeisterte. Aber auch für den gemeinen Bürger, der sich wirklich nicht als solchen bezeichnen würde ist Rom eine Reise wert.