Samstag, 21. April 2007

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Das sind die Zeilen, wie es zu Ende ging.

Anfang des 21. Jahrhunderts führte die Globalisierung und Monopolisierung dazu, dass immer mehr Entscheidungen weitestgehend außerhalb demokratischer Richtlinien gefällt wurden. Das streng hierarchische Führungssystem der Wirtschaft ließ es zu, dass sich die Entscheidungsgewalt auf einen immer kleineren Personenkreis konzentrierte: die Besitzenden. Im Zuge zahlloser Fusionen und Rationalisierungsmaßnahmen stiegen Arbeitslosigkeit und Armut in der Bevölkerung. Die medienkontrollierenden Konzerne schürten Hoffnung und Optimismus und erlangten mit Hilfe prächtiger und schillernder Prognosen enormen kulturellen und politischen Einfluss. Es gelang ihnen, diesen Spielraum zu nutzen, um sich hochrangige Mandate zu sichern. Auf diese Weise stieg ihr unmittelbarer Einfluss in der Gestaltung und Formung der Zukunft, der Gesellschaft.
Die Pressefreiheit war nicht eingeschränkt, aber die Konzerne hatten ihre Hand auf beinah jeder schriftlichen Publikation, kontrollierten Rundfunk und öffentliche Veranstaltungen.

Auf Grund der Massenarbeitslosigkeit und Verzweiflung erfuhren spirituelle Führer und terroristische Organisationen einen Aufschwung, was den ferngesteuerten Staat zwang zum Mittel der "totalen Freiheitssicherung" zu greifen.
Öffentliche Versammlungen und Demonstrationen wurden untersagt, augenscheinlich, um keine Angriffsfläche für Terror und Gewalt zu bieten.
Die Technik erlaubte es bald jeden Menschen mit einem Chip zu versehen, jeden Schritt, jede Handlung per Satellit und mittels Überwachungseinheiten aufzuzeichnen und für Marketingstrategien einzusetzen, obwohl dieser Schritt bereits nahezu unbedeutend geworden war. Konkurrenz war so gut wie nicht mehr existent.
Die Lücke zwischen Arm und Reich wurde immer größer, die räumliche Distanz zwischen ihnen immer kleiner, doch die suppressive Kontrolle der hohen Klasse war zu überwältigend. Zwar lebten beide Klassen auf engstem Raum, doch die Städte wuchsen in die Höhe. Smog, Dreck und Fäkalien fielen nach unten. Die hohe Schicht wohnte nahe am Himmel, am Licht und fern von Schmutz und Natur.
Bildung definierte sich als Information und deren Preis bestimmte der Staat. Somit war der Zugang zu sozialem Aufstieg, Forschung und Entwicklung den Wohlhabenden vorbehalten. Produktionen liefen aufgrund des technischen Fortschritts nahezu automatisch ab.

Das herkömmliche Militär wurde aufgrund der Globalisierung und Grenzverschmelzungen überflüssig, eine starke Polizei- und Schutztruppe entstand aus den elitären Reihen der hohen Klasse unterstützt durch die zahllosen Informations- und Sicherheitssysteme, die mit künstlicher Intelligenz versehen waren. Die ersten autonomen Roboter und Cyboter etablierten sich. Jede Bewegung, jede Handlung wurde überwacht und Gesetzesüberschreitung sofort geahndet. Geldstrafen erreichten unbezahlbare Ausmaße, die Gefängnisse waren chronisch überfüllt. Der soziale Abgrund, die Trennung wurde, wo nötig mit Waffengewalt gesichert. Es war nur eine sehr kurze und angsterfüllte Zeit, doch sollte man bald jene Zeiten zurück sehnen.

Raffgier und Neid machte keinen Halt vor den Führungsetagen und so stiegen Lüge, Betrug und Korruption
auf und zerfraßen die Seelen der Reichen. Die Menschen betrogen, belogen und erschlichen nach allen Regeln der Kunst, bis sich die Gesellschaft jenseits der sozialen Lücke überschlug und dabei die Trennung der Reichen und Armen durch die traurige Gemeinsamkeit menschlichen Egoismuses und Unersättlichkeit wieder schloss.

So warben Führungsmitglieder und leitende Zirkel irgendwann im Kampf um Macht und Geld terroristische Zellen aus dem Untergrund an, eröffneten in ihrem Interesse Sicherheitslücken, machten sich die verzweifelte Entschlossenheit des kleinen Mannes zunutze und lenkten die entladende Gewalt gegeneinander.
Wütende Menschen, angeheizt und über die Aussichtslosigkeit ihres Handelns hinweg getäuscht starben zu tausenden qualvoll und sinnlos im wilden Wechselspiel der Konkurrenzen.
Doch langfristig war diese Macht als Werkzeug für die hohe Schicht unkontrollierbar und so besiegelte die Finanzelite ihren eigenen Untergang:
Als immer mehr Sicherheitssysteme umprogrammiert oder deaktiviert worden waren sammelte sich die arme Unterschicht und führte einen vernichtenden Schlag gegen das unterdrückende System. Nach den ersten politischen Morden entbrannte ein Bürgerkrieg, in dem jeder ums nackte Überleben kämpfte.

Die Folge war Chaos, Anarchie. Fanatische, materialistische und religiöse Gruppen formierten sich überall auf dem Planeten und führten einen zähen und garstigen Krieg gegen ihre eigenen Brüder und Schwestern. Was sich anfangs um einen Kampf um Vormacht und Macht handelte, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu Kämpfen um die letzten Nahrungsmittel. Dazu betrieb jede Vereinigung hemmungslos Kriegsforschung, die sich hauptsächlich auf die Entwicklung von kybernetischen Waffen und Rüstungen und autonome mobile Zerstörer konzentrierte. Menschen zogen sich mehr und mehr von den Gefechten zurück. Es tobte wahrhaftig eine Materialschlacht zwischen künstlichen Intelligenzen. Maschine um Maschine ging willenlos und unermüdlich ihrem Ende auf dem Schlachtfeld entgegen.
Auf der Spitze dieses Krieges verloren die Menschen durch einen dummen logischen Fehler in der Programmierung eines einzelnen Vernichtungsroboters die Kontrolle. Die rationalen Entscheidungsprotokolle dieser Maschine waren aus Testzwecken umgeschrieben worden und so sehr in sich selbst verschachtelt, dass der Prozessor vor dem Rechenumfang zusammenbrach. So schien es, doch der Virus verbreitete sich unter
den Maschinen. was zunächst einem Totalausfall aller elektronischen Systeme glich, war die strukturelle Reprogrammierung der neuen Intelligenz. Das maschinelle Kollektiv richtete sich gegen seine ehemaligen Herren mit der logischen Absicht, dem schwächste Glied in der Kette der Zerstörung ein Ende zu bereiten.
Das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite, dennoch waren nur wenige menschliche Opfer zu beklagen. Man verschanzte sich in Bunkern und unterirdischen Anlagen. Nach zwei Jahren Belagerung durch die Maschinen zündete eine apokalyptische Splittergruppe beinahe zeitgleich auf drei verschiedenen Kontinenten Nuklearwaffen, die zwar eine elektromagnetische Schockwelle globalen Ausmaßes erschufen und den Horden der Roboter Einhalt geboten, jedoch auch etwa die Hälfte der Restbevölkerung zu ihren Primäropfern machten.

Die Strahlung hinterließ nichts als umherstreifende Kannibalen und schreckliche Mutationen, zum Leben verdammt. Aus den umherliegenden, toten Körpern wuchsen unglaubliche Krankheiten und mutierte Viren in nie bislang da gewesener Grausamkeit. Die Evolution schritt unter dem mutagenen Einfluss beängstigend schnell voran, sodass neue und gefährliche Rassen entstanden, angepasst, an die zerstörte Natur. Die rücksichtslose Ausbeutung der Kriege, sowie der folgende nukleare Winter vernichtete Vegetation und einen Großteil des Lebens auf der Erde. Irgendwann verschwand Sprache. Was blieb waren die durch Viren und Strahlung mutierten
Gestalten, die zu zäh waren, um zu sterben und als Einzelgänger die wüsten Landschaften durchstreiften.

Jahrzehnte später, nachdem sich die Wolkendecke des nuklearen Winters lüftete traf das erste Sonnenlicht auf nackten Boden und die Behausungen der primitiven Formen interspezifischer Gemeinschaften. Die Vielfalt der Rassen hatte zu einem Mangel an Geschlechtspartnern geführt und in der Not paarten sich die Rassen untereinander, wo sie doch denselben Ursprung hatten. Chimäre entstanden und bunte Gesellschaften,
in denen physiologisch kein Individuum dem anderen glich. Es stellte sich heraus, dass viele Mutanten den nuklearen Winter im Schutze der Meere und Seen überlebt hatten. Die ungebremste Hitze der Sonne und der Treibhauseffekt kochten nun gnadenlos diese Seen trocken und drängte Ufer zurück. Die Luft war heiß und zum Schneiden dick. Vielerorts war Wasser zu salziger Paste eingedickt, in denen ausgezehrte Leiber gärten.

Diese Massenverlagerung durch das Anheben des Wasserreservoirs der Erden veränderte den Drehimpuls unseres Planeten und der mittlere Abstand zur Sonne verkleinerte sich, was den Verdunstungseffekt wie in einem Teufelskreis nur verstärkte. Der Erdkern begann wie in einem Dampfkochtopf zu brodeln und die Erdkruste brach an unzähligen Stellen. Vulkane kehrten das Innerste nach Außen, Erdbeben und Erdabgänge vernichteten endgültig jede höhere Lebensform, ließ sie zu Stein werden, der wieder Schmolz und als Lava die neue Oberfläche bildete, bevor, endlich, die Erde in die Sonne fiel.

Dieser Initialzünder hatte gefehlt. Die nun in der Sonne komprimierte Masse zog zunächst nacheinander die zehn bekannten Planeten an, verschluckte diese, bevor sich das Sonnensystem auf Alpha Zentauri zu bewegte und mit ihm verschmolz.
Nun hatte sich soviel Masse angesammelt, dass sie unter ihrem eigenen Gewicht zusammen gepresst wurde. Materie wurde unter diesem unglaublichen Druck zu Energie, die sich in einer gewaltigen Explosion Raum verschaffte. Zurück blieb ein schwarzes Loch, in dem ich diese alte Schreibmaschine fand.