Montag, 14. März 2011

Landstreicherdollar

Die nachfolgende Geschichte hat sich tatsächlich zugetragen. Ich nehme an, dass die Bilder Beweis genug sind.

Manchmal wird man überaus abrupt und unsanft aus der sinnhaften Welt und der Vernunft gerissen und in einen Strudel aus Spannung und Angst am Rande des Wahnsinns gesogen. Zumeist geschehen Geschichten, wie ich sie nun zu erzählen habe, wie ich sie nun erzählen MUSS, in Romanen aus Neuengland. Geschehen in Maine, Rhode Island oder Massachusetts, in Städten wie Providence oder Derry, Arkham oder Castle Rock, wo Siedlungen zu weit auseinander liegen, als dass die Natur zwischen ihnen von mehr als nur einigen verschrobenen Einsiedlern, die in diesen Wäldern leben überblickt werden kann und wo selbst Jene, denen die Gesellschaft anderer Menschen oft so unangenehm zu sein scheint, wie ein wüster Fiebertraum sich nicht in die schattigsten Tiefen dieser unbekannten Welt vorwagen. Wo die Wenigsten ahnen, welches geheime Leben oder Nichtleben der Forst dort noch vor unseren Augen und unserem Verstand verbirgt.
Doch meine Geschichte findet nicht in der verschwommenen und unwirklichen Ferne statt, sondern in Deutschland, unweit meines Heimatorts. Und auch nicht in einem endlosen, dunklen und schluchtendurchsetzten Wald, sondern nicht weit von den letzten Siedlungen und Wochenendgärten, in denen die Rentner ihre Gemüsebeete pflegen und Schichtarbeiter an sonnigen Wochenenden Nackensteaks grillen und der Fußballübertragung im Radio lauschen.
Vor einigen Monaten wurde ich auf eine neue und überaus amüsante Art des Zeitvertreibs aufmerksam. Dabei verstecken Teilnehmer dieses weltweit organisierten Spiels an signifikanten öffentlichen Orten kleine Hinweise oder Schatzkisten, die mit Hilfe eines Rätsels oder einer Frage oder aber ganz unmittelbar zu geografischen Koordinaten führen und so gefunden werden können.
Nachdem ich nun bereits einige dieser Schätze gefunden hatte und mich der Reiz auf diese Weise die Natur zu erleben weiterhin nicht losließ, mich sozusagen das Fieber des Schatzsuchers gepackt hatte wurde klar, dass es bald an mir war einen dieser Schätze zu verstecken.
Als Behälter sollte eine ausgediente Munitionskiste genügen, die ich günstig erwerben konnte. Sie war wasserdicht, witterungsbeständig und fiel bereits ohne weitere Tarnung im Wald nur dann auf, wenn des Suchers Augen direkt darauf gerichtet waren.
Mein ursprünglicher Plan, die Box in das Wäldchen in der Nähe einer kleinen Quelle zu bringen scheiterte daran, dass dort bereits eine andere solche Kiste versteckt war. Denn schließlich ist es nicht zweckmäßig und liegt nicht im Sinne des Spiels die Natur mit Schatzkästchen zu durchsetzen. So war ich also gezwungen auf ein anderes Waldgebiet ausweichen, das aber auch allenfalls 200 auf 300 Meter misst und sich unterhalb eines Ackers und in Verlängerung einiger Schrebergärten an einen Nordhang schmiegt, der wiederum jenes Tal begrenzt, dessen Fluss ihm und dem Landkreis seinen Namen gab. Für den geologisch versierten Leser ist es vielleicht interessant zu wissen, dass es sich um das Wäldchen handelt, welches etwa bei den Koordinaten Nord 48 Grad, 48 Minuten, 230 Sekunden und 9 Grad östlicher Breite, 25 Minuten, 300 Sekunden zu finden ist.
Ich näherte mich dem Wäldchen von Südwesten, indem ich einen Pfad zwischen den steinigen und zu dieser Jahreszeit brach liegenden Feldern wählte und mich so dem Waldrand an der Stelle näherte, an der die letzten gärtenumzäunten Hütten und Häuschen stehen.
Ich folgte dem Waldrand in östlicher Richtung und begann bereits meine Umgebung zu inspizieren, um ein geeignetes Versteck ausmachen zu können. Zunächst hielten mich die Nähe zu etwaigen Beobachtern davon ab mich bereits hier in die Büsche zu schlagen, denn es hat sich als sinnvoller erwiesen unauffällig im Finden und Verstecken vorzugehen und auch ein militärisch wirkender Container durch Zufall entdeckt ruft in unserer Zeit zunächst einmal Aufregung hervor und löst allenfalls einen Bombenalarm aus.
So passierte ich einen alten Hochsitz, dessen Beine gebrochen und dessen hölzerne Kanzel morsch und in ungewöhnlichem Winkel in halber Höhe gegen einen Baum gefallen war, sowie einer nicht ganz zufällig aussehenden Anordnung von Ästen aus merkwürdig gebogenem Holz, die ich aus der Ferne für das selbstgebaute Versteck spielender Kinder hielt.
Einige Schritte weiter entdeckte ich mehr dieser ungewöhnlichen Äste, die nicht Baum, nicht Busch und nicht Ranke waren, dennoch hölzern und bis zu armesdick und sich in seltsam anmutenden Windungen und Biegungen durch die Luft wanden, ungleich jedes normalen Astes, der gewöhnlich in Richtung der Sonne und somit zumindest halbwegs gerade wächst. Aufgrund seiner raumeinehmenden Architektur bildete dieses Geäst mitunter mannshohe Hecken aus Gestrüpp und lag nicht morsch und verrottend auf dem belaubten Waldboden. Im Gegensatz dazu waren die knochigen Äste erstaunlich trocken und leicht und von blasser, beiger Farbe, die an einigen Stellen mehr wie ein schmutziges Weiß wirkte. Noch nie hatte ich eine derartig merkwürdige Pflanze gesehen, weder in Natur noch in einer meiner Bücher und Führer über die lokale Flora und Fauna. Die Rinde war in Wuchsrichtung von kleinen Rillen und Kerben durchzogen und wenn es sich um wilde und unbekannte Weinsträucher oder eine seltene Fliederart handeln sollte so war doch unklar wieso diese Pflanze im Wald wachsen und weshalb hier so viele Äste davon herumliegen sollten.
Mir fiel auf, dass die Alchemie der Natur an ihrer bunten Färbung eingebüßt hatte. Selbst im beginnenden Frühjahr gab es in den Mischwäldern wie diesen immergrüne Pflanzen und Gräser, waren die Bäume nicht alle von derselben aschfahlen Eintönigkeit, wirkte das Laub auf dem Boden nicht trostlos und blass.
Schließlich entschied ich in einem flachen Winkel in den Wald hinein und den Abhang hinab zu laufen.
Doch auch hier sah der Wald chaotisch und ungesund aus. Nieder gedrückte Bäume, umherliegende Stämme und Äste, ein Potpourri aus Dingen, die jedes für sich zwar in jedem Wald anzutreffen sind, aber hier in einer Vielfalt und Häufigkeit zusammen fielen, die mich stutzig machte. Dazwischen fanden sich immer wieder von Menschenhand hergestellte Utensilien, wie eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Zaunpfosten, eine alte Sandale oder eine leer Plastikflasche. Eine abgerissene Futterstelle für Wild lag vandaliert auf dem Boden.
Hinter einigen Bäumen stieß ich auf eine jener meterhohen Kabeltrommeln aus Holzbrettern, wie sie im Straßenbau Anwendung finden, um unterirdische Telefonkabel, Stromkabel oder flexible Rohre aufzurollen und etwas weiter einen weiteren Jägerstand. Beides ungewöhnlich so mitten im Wald und jenseits jeder Lichtung. Die hölzerne Rolle lehnte in Hangrichtung an einem Baum, der sie offenbar seit Jahren davon abhielt den Abhang hinab zufallen. Wie sie, wenn sie von der Spitze des Hügel hinunter gerollt war zwischen den eng stehenden Bäumen hindurch und bis hierher gelangt sein konnte war mir schleierhaft.
Der Hochsitz selbst war nicht nur fehl am Platz und auch seine Beine waren wie Streichhölzer eingeknickt, sodass er seitlich zu liegen kam, es wirkte darüber hinaus auch so, als sei er von irgendetwas Großem an den Hang gedrückt worden. Ich stellte mir vor, dass diese Umgebung den Kindern, die das Lager errichtet hatten eine interessante, wenn auch eigenartige Spielwiese bieten musste und nahm an, dass ein Teil der Zerstörung dieses Waldstückes auf das unschuldige und gedankenlose Sammeln von Baumaterial für erwähntes Versteck zurück zu führen war.
Vorsichtig ging ich den Hang entlang und an der erstaunlich gut erhaltenen Kabeltrommel entlang, wenn man das Laub und die Erde als Maß dafür nahm wie lange sie wohl schon hier stehen musste. Ich bemerkte das Fehlen von Fußwegen oder kleinen Pfaden, die Kinderfüße hier beim Spielen und Hin- und Herlaufen zwangsweise hinterlassen hätten und näherte mich dem ehemaligen Jagtposten. Schon bald war klar, dass Kinder nicht in der Lage gewesen sein konnten an die am Hang lehnenden Sitz zu gelangen, stellte es doch bereits für mich eine gewisse Mühe da den Hang bis auf Höhe der Kabine hinab zu steigen und mit gespreizten Beinen an jenen Balken Halt zu finden, die nicht unter meinen Schuhen zu faulenden Spänen zerbrachen. Ich wunderte mich, denn es machte den Eindruck, als sei ich seit Jahren der erste, der hier umher wanderte.
Ich verließ den Wald wieder in Richtung des hangseitigen Felds, da ich diese Umgebung nicht für mein Versteck nutzen wollte. Am Waldrand, nur wenige Schritte Südwestlich wurde ich eines kleinen Rinnsals gewahr, der das überschüssige Wasser der Felder in einer kleinen Spur bergab führte. Ich folgte ihm einige Schritte. Hier waren die Farben des Untergrunds intensiver, der Bodenbewuchs grüner. So entschied ich, dass hier ein geeigneter Ort für meinen Schatz sein sollte und ich fand alsbald eine kleine Kuhle im Boden, die ich mit Sandsteinen aus der Umgebung gegen ungewollten Verfall schützen wollte. Gerade neben dem Bächlein fand ich unter der Blätterdecke eine erhebliche Anzahl kleiner, moosbedeckter Steine, die alle etwa die selbe Größe hatten und so regelmäßig und auffällig platziert waren, als seien sie vor langer Zeit gesammelt und an dieser Stelle hinterlegt worden. Dazwischen ragte ein bleiches, helles Stück hervor, dass ich als ein besonders dickes Exemplar jenes Holz zu erkennen glaubte, das zuvor einen derart seltsamen Eindruck auf mich hinterlassen hatte. Ich zog es zwischen den Steinen hervor und ließ es vor Überraschung sogleich wieder fallen. Zähne ragten aus dem Stück hervor und ich identifizierte das Ding als den rechten Unterkiefer eines Tiers, vermutlich eines Hirschs von dem ich annahm, dass er vielleicht hier am Hang verendet sein mochte.

Bild 1

Demzufolge erwartete ich noch mehr Knochen zu finden und nach einigem Umherlaufen und mit geschärftem Blick fand ich noch zwei weitere Knochen. Den einen identifizierte ich als entzwei gebrochener Wirbel, der andere musste von den Gliedmaßen des Tiers stammen, auch wenn die Dicke des Röhrenknochens mit den eher grazilen Läufen eines Hirschs oder Rehs nicht vereinbar zu sein schien und eher einer Kuh oder einem Kalb ähnelte. Für umso interessanter hielt ich die Frage woher die Kuh hierher gekommen war und weshalb sie hier gestorben sein mochte.

Bild 2

Ich überlegte den Schatz und seine Koordinaten gegenüber anderen Suchern als "Beinhaus" oder "Gebeinsrück" zu bewerben. Warum ich dies niemals tat soll die Geschichte bald zeigen. Dann vergrub vergrub und tarnte ich das Kistchen in der Erde und drapierte die Gebeine am nahestehenden Baum.
Froh und nach getaner Arbeit lief ich auf dem schmalen Wiesenstück zwischen Wald- und Feldrand entlang zurück. Ich entschied noch einen kurzen Blick in die spielerische Behausung der Kinder zu werfen, bevor ich zu meinem Fahrzeug zurück ging. In der Nähe der Aufschichtung spürte ich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Eine kaum wahrnehmbare Übelkeit durchzog mich, deren Herkunft mir nicht schleierhaft war. Im Näherkommen kam mir die Anordnung der Äste und die Art, wie daraus eine Hütte geformt war zu professionell für die Arbeit eines Kindes vor. Das Lager befand sich an der Unterseite eines umgestürzten Baums zwischen den Wurzeln und eine Holzbank war gegen den Wurzelballen gelehnt.
Drumherum wuchsen einige der fahlen Ranken aus dem Boden und bildeten zusammen mit einigen alten Zaunpfählen und gesammelten Ästen die Vorderwand der merkwürdigen Konstruktion.

Bild 3

Auf einige der Äste waren metallene Lampenschirme und Emaillebecher gestülpt, ohne das dies einem bestimmten Zweck oder Nutzen erkennen ließ. Die wirren Äste hingen dergestalt über Wurzelballen und Bank, dass anzunehmen war, dass sie als Grundgerüst gedacht und zur Zeit, als die Hütte noch benutzt wurde von Zweigen und Blättern bedeckt waren.
Vor der Hütte ragten die Überreste einer Feuerstelle aus dem Boden. Ein schmutziger, mit Rußspuren belegter Blechtopf stand regenwassergefüllt daneben, als hätte sein Besitzer in soeben erst vom Feuer genommen. Daneben war eine höchst eigenartige und abstruse Konstruktion in die weiche Erde gesteckt worden. Was ich sah könnte sowohl als Bauteil eines Motors, als eherne Fackel oder als Kochutensil Verwendung gefunden haben.

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Ich sah mir das an, was ich als Vorder- und Seitenwand der Hütte identifizierte. Sie war behangen mit merkwürdigen Perlenketten, Äste waren zwischen die Knorrigen Finger aus fremdem Holz geflochten ein Gespinst aus Draht reihte Tannenzapfen, Wurzeln und mehrere hölzern anmutende Formen auf, die ich dank meiner anatomischen Kenntnisse als einen Teil der Schädelgrube und einen weiteren Röhrenknochen vermutlich jenen größeren Säugetiers identifizierte, dessen Unterkiefer ich einige Minuten zuvor bereits entdeckt hatte.

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Diese Hütte war zu alt und zu verkommen, als dass sich hier jemanden an meinem Umherstöbern stören könnte und so trat ich näher, von Neugier, wie von Abscheu durchzogen, die dieser Ort in mir erweckte.
Durch die verkrüppelten Ranken, die offenbar auch in das Innere der selbstgebauten Höhle gewachsen waren versuchte ich mir Zutritt in das Innere zu verschaffen.
Dabei blieb ich unweigerlich im wilden Geäst hängen und meine Bewegungen ließen die Blechstücke, die um mich aufgehängt waren lauter scheppern, als ich es von den kleinen Metallteilen erwartet hatte.

Bild 8

Ganz offensichtlich war dies eine Art Alarmanlage, mit der unerlaubter Zutritt sofort auf sich aufmerksam machten musste.
Unter einer wie ein Mistelzweig aufgehängten Wurzel zwängte ich mich in die Konstruktion.

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Hier drinnen wurde mir klar, weshalb mir so merkwürdig war, denn der Gestank, den ich draußen nicht bewusst wahrgenommen hatte, der fischige Gestank nach nasser Verwesung, Staub und Fäulnis ließ mich die Hand vor Mund und Nase pressen. Dennoch untersuchte ich, hockend, die Umgebung des Raums Stück für Stück. Das Geflecht aus Wurzeln, aus dem beigen Holz und deplatziert wirkender Gegenstände setzte sich hinter der Bank fort.

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Schon von außen war mir ein Gegenstand in diesem Wohnraum sofort ins Auge gesprungen und ich war gierig darauf in seine Nähe zu kommen.

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Ich schauderte bei dem Gedanken weshalb die Hütte mit Knochenstücken und knotigen Wurzeln behangen war und weshalb dort unten, hinten, unter einer Bank die andere Hälfte jenes Unterkiefers lag, den ich zuvor aus einem Haufen Steine, etwa 100 Meter weiter gezogen hatte!

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Was war im Geiste desjenigen offensichtlich verwirrten Irren passiert, dass er sich mit derlei Verfall und kranker Apperatur umgab? Was hatte dieser Wahnsinnige hier getrieben? Was hatten die Symbole zu bedeuten, die in einige der Pfähle geritzt waren und die keiner mir bekannten Sprache entstammten und jeder vernünftigen Geometrie zu trotzen schienen? Hatte der Kerl, das Wesen, das die Hütte erbaut hatte das Tier verspeist, vielleicht auch erlegt? Und wieso hatte er - ES - sich mit seinen Gebeinen umgeben?
Ich fand unter der Bank nicht nur den Kiefer, sondern weitere Knochen, zum Teil sorgsam auf Draht gespannt, zum Teil gespalten oder mit einem Werkzeug oder Zähnen bearbeitet oder zersägt.

Bild 14
Bild 15

Und ich fand noch etwas in der lehmigen und laubbedeckten Erde: eine rostige Keksdose.
In meiner Neugier ließ ich mich von keinerlei Vorahnung davon abhalten die Dose vorsichtig zu öffnen. Ein Windstoß kam auf und bewegte die trockenen, brüchigen Blätter graugelben Papiers, die ich in der Dose fand.
Mit einem Mal wurde der Fischgeruch stärker und ich taumelte etwas, als mir der Gestank erneut in die Nase stieg.
Die Seiten waren mit dünner, bräunlicher Tinte beschrieben und bekritzelt.
Sie waren offensichtlich mehrmals nass geworden und wieder getrocknet, was ihren steifen Charakter und die verschwommenen Schriften und Zeichen hier und du erklärte.
Als ich die Seiten vorsichtig untersuchen wollte hörte ich ein Stück hinter mir das leise Knacken einiger Äste. Ich hielt inne. Dieser Ort war zu eng, als dass ich mich hätte schnell umdrehen können. Zudem kam es mir vor, als ginge ein kaum merkliches Vibrieren durch den Boden unter meinen Füßen. Panik ergriff mich.
Ich hatte nur einen kurzen Blick auf die Zettel geworfen, aber mir war sofort klar gewesen, dass ich hier nicht sein sollte. Der Wind heulte auf und an mir vorbei und erstarb schließlich, doch das unmenschliche, mechanische Geheul blieb und kam nun von direkt hinter mir.
Sogleich schloss ich die Dose, legte sie zurück an ihren Platz und machte mich so schnell aus dem Staub, wie ich konnte.
Was ich von diesem Ort mitnahm, außer einiger Fotografien, die nicht in der Lage sind die Abstrusität und den schwelenden Wahnsinn zu vermitteln, der an jener Stelle inmitten unserer sogenannten zivilisierten Welt haust wage ich nicht hier niederzuschreiben. Ich wage auch nicht daran zu denken was oder wer jenen ekelhafte Geruch und das Knacken der Äste in meinem Rücken verbindet. Was auf der obersten Seite brüchigen Papiers beschrieben und bezeichnet ist, die ich, bevor ich die Dose wieder schloss in der Tasche meines Mantels verschwinden ließ ist unbeschreiblich. Ich kann dazu nur sagen, dass ich froh darüber bin nicht hinter der Hütte nachgesehen zu haben, hinter dem Wurzelwerk, das in Richtung des Abhangs liegt. Denn dann wären es vielleicht nicht nur Tierknochen gewesen, die ich in jenem Hain, so unweit unserer Behausungen und dennoch so fern jeder zivilen und vernünftigen Welt gefunden und auf denen dieses unbeschreibliche Wesen herum gekaut und geschmatzt hätte. Ich hoffe und bete darum, dass meine Fantasie es war, die mich an der Nase herum geführt hat, aber ich bezweifle dies. Ich sitze am Computer und tippe die letzten Zeilen dieses Textes, damit jene gewarnt seien, die glauben, dass der Wahnsinn alleine in Romanen aus Neuengland und in unzugänglichen Schatten beheimatet ist. Ich werde mich nun noch einmal waschen, denn der fischige Gestank ist wieder stärker geworden. Ich sollte tatsächlich noch ein letztes Mal duschen. Doch ich traue mich nicht mehr mich im Spiegel zu betrachten. Etwas an mir hat sich verändert und ich werde hier weg müssen. Raus aus dieser Wohnung. Etwas verfolgt mich und ich weiß, dass diese Wände es nicht aufhalten werden. Zu wenig Knochen und zu wenig Allraunen. Muss mich vorbereiten.